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Aspekte

Aspekte Gesundheit

"Krankheit": Der Frauengesundheitsbericht des BMFSFJ 2001 stellt fest: Frauen werden anders krank als Männer, oder: Männer werden anders krank als Frauen. Unterschiedliche Arbeits- und Lebensbedingungen von Männern und Frauen können Auswirkungen auf Krankheitsverläufe haben oder sogar zu spezifischen Krankheiten führen. Forschungskonzepte, die diese Zusammenhänge zwischen Gesundheit und sozialen Faktoren nicht ernst nehmen, neigen dazu, Geschlechterdifferenzen zu biologisieren. Mit Gender Mainstreaming stellt sich die Frage, wie in der Forschung und der Praxis im Umgang mit Krankheit Gender als zentrale Analysekategorie zur Geltung kommen kann.

Forschung: Medizinische Forschung und Diagnoseverfahren sind oft ausschließlich an Männern und damit auch auf Männer orientiert soweit klinische Studien ausschließlich an Männern durchgeführt werden. Die Forschenden befürchten, dass Frauen durch eine mögliche Schwangerschaft oder hormonelle Schwankungen das Gelingen einer Studie gefährden oder die Ergebnisse verfälschen könnten. Auch Therapien und Medikamente sind daher auf männliche Körper ausgerichtet. Ob die Medikamente - in den entsprechenden Dosierungen - für Frauen eventuell weniger hilfreich oder sogar schädlich sein können, bleibt so unerkannt. Damit Krankheiten zukünftig besser erforscht und behandelt werden können, müssen Daten verstärkt geschlechterdifferenziert erhoben werden. Gender Mainstreaming bedeutet hier, die Beachtung eventueller Geschlechterdifferenzen als Qualitätsmerkmal der Forschung zu stärken.

Versorgung: Um eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, müssen auch unterschiedliche Bedürfnisse von Frauen und von Männern in den Versorgungsleistungen der Krankenversicherungen eingehen. Über die Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkasse entscheidet der - bislang nicht paritätisch besetzte - Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen. Wie ließe sich die notwendige Gender-Kompetenz in einem solchem Gremium sicherstellen, damit Entscheidungen hinsichtlich ihrer Gleichstellungsrelevanz geprüft werden?

Selbstwahrnehmung: Körpergefühl und der Umgang mit gesundheitlichen Belastungen sind auch ein Ergebnis geschlechtsspezifischer Sozialisation. Dies führt u.a. zu einer unterschiedlichen Bereitschaft Präventionsangebote wie z.B. Krebsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Geschlechterdifferenzierte Analysen ermöglichen es, relevante Versorgungsdefizite in der medizinischen Vorsorge festzustellen und Maßnahmen zu ergreifen, um diese auszugleichen.

Repräsentation: Im Gesundheitsbereich als Erwerbsarbeitsfeld sind zahlreiche Gender-Aspekte relevant, von der geschlechtsspezifischen Segregation in medizinischen Berufen bis hin zur traditionellen Rollenzuweisung von Frauen als unentgeltlich pflegende Angehörige. Gender Mainstreaming kann dabei helfen, Maßnahmen zu konzipieren, durch die sich diese Zuschreibungen verändern lassen.

JK





Instrumente zur Umsetzung von Gender Mainstreaming im Sachgebiet Gesundheit

  • Das Instrument "Zu mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern: Erkennen und Vermeiden von Gender Bias in der Gesundheitsforschung" wurde vom Berliner Zentrum Public Health herausgegeben. Es handelt sich um die deutsche Überarbeitung eines Handbuchs des kanadischen Gesundheitsministeriums. Das Instrument unterstützt im Handlungsfeld Forschungsvorhaben und richtet sich sowohl an Forschende als auch an mit der Evaluation oder Begutachtung von Forschung Beschäftigte. Sie können es herunterladen unter http://bsph.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/sonstige/bsph/Blaue_Reihe/2002-04_ger.pdf
  • Das Instrument "Gender Matrix" wurde von Dr. Ingeborg Jahn vom Bremer Institut für Präventions- und Sozialmedizin (B.I.P.S.) / Uni Bremen im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie NRW entwickelt. Es unterstützt die Arbeit speziell in der Programm-/Projektplanung im Sachgebiet Gesundheit und richtet sich an Planende in Organisationen. Zur Zeit befindet sich das Instrument in der Erprobungsphase mit Akteuren der Kommunalen Gesundheitskonferenzen NRW 2005. Weitere Informationen und Kontaktdaten finden Sie in der Tagungsdokumentation "Instrumente zur Umsetzung von Gender Mainstreaming" und auf der Homepage http://www.bips.uni-bremen.de/ag_gender.php.

  • Das Instrument „Gender-Click-Check” wurde von der Fachstelle Gender Health im schweizerischen Bundesamt für Gesundheit (BAG) entwickelt. Es handelt sich um eine Checkliste, die auf der Homepage des BAG verfügbar ist. Das Instrument unterstützt in der Projektplanung oder auch in allen Projektphasen eines bestehenden Projekts im Sachgebiet Gesundheit. Sie finden das Instrument unter http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/00394/00402/02894/index.html?lang=de
Hier finden Sie eine Sammlung weiterer Instrumente.

Literaturhinweise:

Altgeld, Thomas (Hg.): Männergesundheit. Neue Herausforderungen für Gesundheitsförderung und Prävention, Weinheim/München 2004 .

Altgeld, Thomas / Bächlein, Bärbel / Deneke, Christiane (Hg.): Diversity Management in der Gesundheitsförderung. Nicht nur die leicht erreichbaren Zielgruppen ansprechen!, Frankfurt a.M. 2006. [Rezension von Martina Plaumann]

Berliner Zentrum Public Health (Hg.): Zu mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern: Erkennen und Vermeiden von Gender Bias in der Gesundheitsforschung, Berlin 2002.

Blättel-Mink, Birgit / Kuhlmann, Ellen: Health professions, gender and society: introduction and outlook, 2003

Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung: "Frauen in der Medizin - Ausbildung und berufliche Situation von Medizinerinnen", 2004,

Bundeskoordination Frauengesundheit: Frauen Leben Gesundheit

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): Bericht zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland, Berlin 2001

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: 1. Datenreport zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Bundesrepublik Deutschland – Kapitel 8: Gesundheitsstatus und Gesundheitsrisiken von Frauen und Männern, erstellt vom Deutschen Jugendinstitut in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt, Berlin 2005.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: 1. Datenreport zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Bundesrepublik Deutschland – Kapitel 9: Behinderung, erstellt vom Deutschen Jugendinstitut in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt, Berlin 2005.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Gesundheit-Gewalt-Migration - Eine vergleichende Sekundäranalyse zur gesundheitlichen und Gewaltsituation von Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland - Kurz- und Langfassung, Berlin 2008.

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, Österreich: "Gender Mainstreaming in der Spitalsorganisation", 2006,

Bundesamt für Gesundheit (Schweiz): Informationen zu Gender Health

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Partnerschaftlich handeln - Ein Bausteinmanual für TrainerInnen und AusbilderInnen, Köln 2001.

DAK (Hg.): DAK Gesundheitsreport 2008. Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Schwerpunktthema Mann und Gesundheit, 2008.

Geppert, Jochen / Kühl, Jutta (Hg.): Gender und Lebenserwartung, Kleine 2006.

Helmert, Uwe / Bammann, Karin / Voges, Wolfgang / Müller, Reiner (Hg.): Müssen Arme früher sterben? Soziale Ungleichheit und Gesundheit in Deutschland. Weinheim/München 2000

Hurrelmann, Klaus / Kolip, Petra (Hg.): Geschlecht, Gesundheit und Krankheit. Männer und Frauen im Vergleich, Bern 2002

Kolip, Petra / Altgeld, Thomas (Hg.): Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention - Theoretische Grundlagen und Modelle guter Praxis, Weinheim/München 2006.

Kuhlmann, Ellen: Gender Mainstreaming in den Disease Management-Programmen - Das Beispiel koronare Herzerkrankung, Expertise im Auftrag der Bundeskoordination Frauengesundheit, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen 2003

Landtag Nordrhein-Westfalen (Hg.): Zukunft einer frauengerechten Gesundheitsversorgung in NRW – Bericht der Enquetekommission des Landtags Nordrhein-Westfalen, Wiesbaden 2004.

Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen: Landesgesundheitsbericht 2000: Gesundheit von Frauen und Männern

Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen: Gender Mainstreaming im Gesundheitsbereich. Materialien und Instrumente zur systematischen Berücksichtigung der Kategorie Geschlecht. Autorin: Dr. Ingeborg Jahn, Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen/Düsseldorf 2004

Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin: Projekt "Exemplarische Einführung von Gender Mainstreaming in zwei sächsischen Krankenhäusern" (2007-2008)

Rieder, Anita / Lohff, Brigitte (Hg.): Gender Medizin – Geschlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis, Wien 2004.

Scheele, Sebastian: Geschlecht, Gesundheit, Gouvernementalität – Selbstverhältnisse und Geschlechterwissen in der Männergesundheitsförderung, Königstein: Ulrike Helmer 2010.

Stiehler, Matthias / Klotz, Theodor (Hg.): Männerleben und Gesundheit - Eine interdisziplinäre, multiprofessionelle Einführung, Weinheim/München 2007.



Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Fachdatenbank "Frauengesundheit und Gesundheitsförderung"

Frauen- und Gender-Gesundheitsforschung an der Ludwigs-Maximilians-Universität München

Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. (AKF)

Präsentationen des Fachgesprächs "Geschlechtergerechtigkeit in der Prävention" von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag vom 22.06.2007: Schweizerische Eidgenossenschaft - Bundesamt für Gesundheit BAG: Themenportal Chancengleichheit und Gesundheit, dort u.a.
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