Sie sind hier: Startseite GenderKompetenz 2003-2010 Sachgebiete Demografischer Wandel Sterbefälle

Sterbefälle

Sterbefälle

Die Verteilung der Sterbefälle ist von der Lebenserwartung sowie vom allgemeinen Altersaufbau der Bevölkerung, d.h. dem Anteil älterer Menschen, abhängig. In Deutschland ist ein kontinuierlicher Anstieg der Lebenserwartung und ein Absinken der Säuglings- und Kindersterblichkeit feststellbar. Diese Entwicklung geht vor allem auf drei Zusammenhänge zurück: Zum einen führt der Wandel des Krankheitsspektrums in den Industriegesellschaften mit seiner Verlagerung von Infektionskrankheiten zu chronisch-degenerativen Krankhei-ten dazu, dass Erkrankungen erst zu einem späteren Zeitpunkt im Lebensverlauf einsetzen bzw. tödlich sind. Zum anderen haben auch medizinische und pharmazeutische Entwicklungen (z.B. die Einführung von Impfungen oder die Entdeckung von Antibiotikum) zur Erhöhung der Lebenserwartung beigetragen, wenngleich eine Schere zwischen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu konstatieren ist. Eine weitaus größere Bedeutung hat jedoch der Wandel der Lebensverhältnisse, der sich im Verlauf der gesellschaftlichen Modernisierung in den Industriegesellschaften vollzogen hat. Die Verbesserung hygienischer Standards und der Ernährung, aber auch sozioökonomische Faktoren wie beispielsweise die Erhöhung des Bildungsniveaus und die Verbesserung von Arbeits- und Wohnbedingungen haben den Anstieg der Lebenserwartung und den Rückgang der Säuglings- und Kindersterblichkeit maßgeblich befördert. Die Höhe der Lebenserwartung ist also nicht nur auf medizinisch-biologische Ursachen zurückzuführen, sondern auch auf gesellschaftliche, ökonomische und soziale Zusammenhänge. Dabei sind folgende Gender-Aspekte von besonderer Bedeutung:
  • Zwischen Frauen und Männern bestehen deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Lebenserwartung: Ein heute (2001-2003) geborenes Mädchen hat eine Lebenserwartung von 81 Jahren (vor 100 Jahren: 44 Jahre), ein heute geborener Junge von knapp 76 Jahren (vor 100 Jahren: knapp 41 Jahre). Damit hat der Anstieg der Lebenserwartung, der sich in den letzten 100 Jahren vollzogen hat, eine ausgeprägte Geschlechterdimension, denn neugeborene Mädchen haben gegenwärtig eine im Durchschnitt um gut 5 Jahre höhere Lebenserwartung als Jungen (Statistisches Bundesamt 2006: 10f.). Auch in der Lebenserwartung der älteren Bevölkerungsgruppen lässt sich diese Geschlechterdifferenz feststellen. Perspektivisch werden die älteren Menschen also einen noch größeren Teil der Gesamtbevölkerung ausmachen als bisher. So waren im Jahr 2004 unter den rund 15,4 Millionen Menschen in Deutschland, die 65 Jahre und älter sind, 59 Prozent Frauen.
  • Ein wesentlicher Hintergrund für die geschlechterdifferenzierte Lebenserwartung ist bei den großen Unterschieden zwischen Frauen und Männern im Hinblick auf Gesundheit und Krankheit zu sehen. Diese betreffen so-wohl die Entstehung und den Verlauf bestimmter chronisch-degenerativer Krankheiten, aber auch ein anderes Risikoverhalten und eine geschlechter-differenzierte Inanspruchnahme des Versorgungssystems. Nicht zuletzt unterliegen Frauen und Männer auch unterschiedlichen Gesellschafts- und Umwelteinflüssen auf ihre Gesundheit, so ist zum Beispiel die Bedeutung der Erwerbs- und Familiensituation für die Gesundheit vor dem Hintergrund der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung für Frauen und Männer verschieden ausgeprägt.
  • Ein weiterer Aspekt, der in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist, ist die Thematik der Pflege. Mit zunehmender Lebenserwartung wachsen die Bedarfe im Pflegebereich, wobei auch hier Unterschiede zwischen Frauen und Männern existieren: Zum einen sind Frauen ab dem Alter von 75 Jahren selbst stärker pflegebedürftig. Zum anderen sind Frauen öfter als Män-ner in der ambulanten Pflege von älteren Angehörigen oder Partnerinnen und Partnern tätig.
JL
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:05