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Fachtagung am GenderKompetenzZentrum "Instrumente zur Umsetzung von Gender Mainstreaming"

 

Das GenderKompetenzZentrum an der Humboldt-Universität zu Berlin hatte am 28. Februar 2005 zu einer Fachtagung über "Instrumente zur Umsetzung von Gender Mainstreaming" eingeladen. Das Spektrum der Teilnehmenden reichte von Vertreterinnen und Vertretern von Hochschulen und Fachhochschulen über Institute, Beratungsfirmen bis hin zu Stiftungen/Akademien und Einzelpersonen. Hier finden Sie wesentliche Ergebnisse der Diskussionen.

 

Zur Systematik und Qualität von Instrumenten

In drei thematischen Blöcken wurden nach kurzen Einführungen durch das Team des GenderKompetenzZentrums Instrumente zu den Handlungsfeldern Personalentwicklung und Zuwendung sowie handlungsübergreifende Instrumente von eingeladenen Expertinnen und Experten vorgestellt und anschließend diskutiert.

 

Die Diskussionen orientierten sich an folgenden Fragen:

 

1. Braucht GM Instrumente?

 

2. Was macht ein Instrument "gut"?

 

3. Welche Rolle spielen Instrumente für eine nachhaltige Implementierung von GM?

 

4. Sind Instrumente in einigen Handlungsfeldern notwendiger als in anderen?

 

5. Können Instrumente sinnvoll von Personen ohne Gender-Wissen eingesetzt werden?

 

 

1. Braucht GM Instrumente?

Wichtiger als die Frage, ob GM Instrumente braucht oder nicht, schien in der Diskussion, welche Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, damit Instrumente erfolgreich angewendet werden können. Betont wurde immer wieder die Bedeutung der Einbettung von GM in einen Organisationsentwicklungsprozess.

 

 

2. Was macht ein Instrument "gut"?

Die Benutzung und Erläuterung des Begriffes "Gender" ist eine besondere Herausforderung an die Qualität eines Instrumentes. Hinter dem Begriff „Gender“ steht eine anspruchsvolle wissenschaftliche Diskussion, die es in einem Instrument praktikabel zu vermitteln gilt. Dabei darf die zwingende Vereinfachung nicht zu einer Banalisierung führen oder gar Raum für Essentialisierungen, also die stereotype Rede von „den Frauen“ und „den Männern“ eröffnen. Ein gutes Instrument enthält in knappen Formulierungen wissenschaftliche Erkenntnisse über strukturell wirksame Geschlechterdifferenzen, ohne eine Essentialisierung von Differenzen nahe zu legen.

Knappe und kurze Formulierungen sind auch unter dem Gesichtspunkt der Praktikabilität von Bedeutung. Angesichts der Arbeitsbelastung von Beschäftigten wird nur ein Instrument Anwendung finden, das einen angemessenen Umfang hat. Zudem sind die Passgenauigkeit für das Handlungsfeld und den Anwendungskontext von besonderer Bedeutung, damit das Instrument sinnvoll angewendet werden kann.

 

Es bestand Einigkeit, dass ein gutes Instrument klare Vorgaben für fachliche Aspekte enthalten muss, die über ein bloßes "sex counting" hinausgehen. Darüber hinaus sollte ein gutes Instrument auch zur Integration von Gleichstellungszielen anregen und insofern aktivierende Wirkung haben. Für den Fall, dass Gleichstellungsziele mit anderen Zielen der Facharbeit schwer vereinbar scheinen, sollte auch Raum vorhanden sein, Abwägungsnotwendigkeiten darlegen zu können und auch zu müssen.

 

Die Qualität eines Instrumentes lasse sich auch daran messen, dass es nicht durch bloßes "Abhaken" erledigt werden kann. Vielmehr sollte das Instrument in der Regel differenzierte Antworten auf Prüffragen fordern, um nachhaltigen Wissensgewinn für die einzelnen Personen und für die gesamte Organisation zu bewirken.

 

 

3. Welche Rolle spielen Instrumente für eine nachhaltige Implementierung von GM?

Die Diskussion zeigte, dass Instrumente nur als ein Baustein der Implementierung gesehen werden. Daneben stehen andere unerlässliche Bausteinen wie z. B. ein funktionierendes Top-Down, also ein Engagement der Leitung für GM. Die Bedeutung eines Instrumentes für die Nachhaltigkeit der Implementierung von GM hängt von mehreren Faktoren ab:
  • die Qualität des Instrumentes,
  • die Einbettung in die Strategie GM als Organisationsentwicklungsprozess,
  • die Nähe zum Mainstream, also zu den Routinen.

 

Deutlich wurde auch, dass nachhaltige Implementierung Beschäftigte benötigt, die gleichstellungsorientiert arbeiten wollen und können. Das „Können“, also die Fähigkeit zu gleichstellungsorientierter Arbeit werde zum Teil auch durch die Anwendung von Instrumenten erreicht. Allerdings müssen dann die angewendeten Instrumente bestimmte Funktionen erfüllen:
  • Sensibilisieren für Gender-Relevanz,
  • Aktivieren von Gender-Wissen,
  • Impulse liefern zur Aneignung von Gender-Wissen.

 

4. Sind Instrumente in einigen Handlungsfeldern notwendiger als in anderen?

Die Diskussion zeigte, dass bislang nur klar ist, dass Instrumente sowohl für die jeweiligen Handlungsfelder als auch an die Aufgaben der Zielgruppe in dem Handlungsfeld angepasst werden müssen. Zum Beispiel sei es im Handlungsfeld Zuwendungen von enormer Bedeutung, ob ein Zuwendungsinstrument sich an die Personen wendet, die eine Programmplanung machen, oder an jene, die auf Projektebene arbeiten oder an Menschen, die sich mit der Evaluation des Programms bzw. der Projekte beschäftigen. Berücksichtige ein Instrument diese verschiedenen Anwendungsbereiche nicht, gehe es an den Aufgaben der Anwendenden und damit an der Praxis vorbei.

In bestimmten Handlungsfeldern ergeben sich regelmäßig besondere Fragestellungen. So stellt sich z. B. im Handlungsfeld Zuwendungen immer die Frage nach der monetären Gleichstellung, während im Handlungsfeld Personalentwicklung immer die Frage nach den heimlichen Stereotypen eine Rolle spielt.

 

 

5. Können Instrumente sinnvoll von Personen ohne Gender-Wissen eingesetzt werden?

Diese Frage wurde sehr kontrovers diskutiert. Zwar bestand weitgehend Einigkeit, dass die Anwendung von Instrumenten in einigen Handlungsfeldern weniger Gender-Wissen voraussetzt als in anderen. So scheinen im Handlungsfeld Sprache Instrumente schneller einsetzbar als im Handlunsgfeld Rechtsetzung. Im Übrigen liegen jedoch kontroverse Einschätzungen vor:
  • Instrumente seien gerade wichtig für Personen ohne Gender-Wissen; daher seien Instrumente so zu gestalten, dass sie Gender-Wissen generieren.
  • Instrumente seien überhaupt nur sinnvoll anwendbar, wenn die Anwendenden Gender-Wissen mitbrächten.
Übereinstimmend wurden in diesem Zusammenhang allerdings zwei Minimalanforderungen formuliert:
  • Die Anwendenden müssen zumindest den Willen zur gleichstellungsorientierten Arbeit haben.
  • Instrumente müssen im Rahmen von Gender Mainstreaming motivierend wirken, also dazu anregen, sich Gender-Wissen aneignen zu wollen, also nicht das eigene Denken abnehmen, sondern dazu anregen und anleiten.

 

 

Ausblick

Die Fachtagung des GenderKompetenzZentrums an der HU Berlin hat im kollegialen Austausch gezeigt, dass in der Beratungspraxis zur Einschätzung von GM-Instrumenten in vielen Punkten Einigkeit besteht, was z. B. die Qualitätsansprüche an Instrumente angeht.

Es wurde von den Teilnehmenden weiterer Gesprächsbedarf artikuliert, insbesondere zur Kontextualisierung von Instrumenten auch über die bisher bekannten Rahmenbedingungen von Gender Mainstreaming hinaus. Von besonderem Interesse sind die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln des organisationellen Umfeldes für eine erfolgreiche Entwicklung und Anwendung von Instrumenten.

Zukunftsweisend sind Fragen der Steuerung:
  • Welche Steuerungsleistungen sind in einer Organisation ohnehin und in Sachen Gleichstellung und GM vorhanden?
  • Welche Steuerungsdefizite zeigen sich?
  • Wie können Steuerungserfolge bei der Implementation von Gender Mainstreaming erreicht werden?

 

Das GenderKompetenzZentrum wird auch in Zukunft den allseits geäußerten Bedarf an weiterem Informationsaustausch durch zielgruppenorientierte Folgeveranstaltungen aufgreifen.
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 10.05.2012 09:24