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Forschungsvorhaben

Forschungsvorhaben

Gender ist eine grundlegende Kategorie für die Analyse des Lebens und der  Gesellschaft, deren Beachtung wichtige Implikationen für wissenschaftliche Erkenntnisse hat (Europäische Kommission 2004: 4). Nicht selten unterliegen wissenschaftliche Untersuchungen geschlechtsbezogenen Verzerrungseffekten (Gender Bias), die sich durch die Berücksichtigung der Gender-Perspektive in Forschungsvorhaben vermeiden lassen. Die Umsetzung von Gender Mainstreaming in Forschungsvorhaben führt daher zu einer besseren Qualität der erhobenen Daten, zu genaueren wissenschaftlichen Ergebnissen und leistet damit einen wichtigen Beitrag für wissenschaftliche Excellenz.

Im folgenden finden Sie exemplarische Ansatzpunkte für die Umsetzung von GM in Forschungsvorhaben.

Forschungsdesign:
Jedes Forschungsvorhaben beginnt mit der Planung und Konzeption. Neben dem Erstellen des Zeitplans und der Planung notwendiger Mittel geht es in der Phase des Forschungsdesigns um eine generelle Zielsetzung, die Formulierung der Fragestellung und die Auswahl des zu erhebenden empirischen Materials. Dies sind entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung des Forschungsvorhabens. Dabei ist wesentlich, die Gender-Dimension des Forschungsgegenstandes von Anfang an mitzudenken, also systematisch zu fragen ob und in welcher Weise biologisches und/oder soziales Geschlecht für die Zielsetzungen von Projekten und die ausgewählten Forschungsmethoden relevant sind. (Europäische Kommission 2004: 4).

Forschungsfrage:
Speziell die Forschungsfrage lässt sich durch die Vermeidung geschlechtsbezogener Verzerrungseffekte optimieren. Gezielte Fragen nach den Quellen von Gender Bias können dabei die Überlegungen unterstützen (Eichler/ Fuchs/Maschewski-Schneider 2000):
  • Schließt die Forschungsfrage Frauen oder Männer aus, auch wenn die Schlussfolgerung geschlechterübergreifend anwendbar sein soll?
  • Nimmt die Forschungsfrage ein Geschlecht als Norm und schränkt insofern das Spektrum der möglichen Antworten ein?
  •  Wird die Forschungsfrage für die Geschlechter unterschiedlich formuliert, obwohl die Bedingungen gleich sind (Doppelte Bewertungsmaßstäbe)?

Datenerhebung:
Wenn geschlechtsbezogene Verzerrungseffekte in der Forschung vermieden werden sollen, muss sich dies auch in den Forschungsmethoden widerspiegeln. Erhebungsmethoden, wie z.B. Interviews, Fragebögen, usw. müssen also hinsichtlich gleichstellungsrelevanter Implikationen untersucht werden. Für die qualitative Forschung bedeutet dies beispielsweise, dass die Forschenden bei jedem Forschungsprojekt ihre eigene Wirkung neu reflektieren und ggf. darüber nachdenken müssen, ob die Eigenschaften der untersuchten Personen bzw. der Gegenstand der Forschung es erfordern, dass beispielsweise entweder nur Frauen oder nur Männer die Erhebung durchführen (Behnke/Meuser: 80).
Sozial- und wirtschaftsstatistische Daten, allgemeine Bevölkerungserhebungen und Meinungsforschungen werden meist mit Hilfe von Fragebögen oder leitfadengestützten, telefonischen Befragungen (Interviews) ermittelt (Vgl. Diekmann 1995: 371).  

Datenanalyse:
Gute Daten müssen in Umfang und Differenziertheit so aussagefähig sein, dass sie das Leben von Männern und von Frauen in ihrer Vielfalt detailliert und in allen Lebenslagen beschreiben können. Daher ist es besonders wichtig, die Daten nicht nur nach dem biologischen Geschlecht differenziert auszuwerten und zu interpretieren. Damit auch die Bedeutung des sozialen Geschlechtes deutlich wird und Männer und Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen abgebildet werden, müssen geschlechterdifferenzierte Daten nach weiteren - je nach Forschungsgegenstand unterschiedlichen – Merkmalen differenziert werden. Beispiele sind Alter, Bildung, Herkunft, Einkommen, Wohnort (Stadt/Land), Erwerbstätigkeit, Haushalts- und Familienstruktur (insbesondere Kinder), ethnischer Hintergrund, Befähigung und Behinderung und sexuelle Orientierung.
  • Hier finden sie Hinweise zur Qualität von Daten, die für eine zielgruppen- und gleichstellungsorientierte Facharbeit notwendig ist.

Dokumentation:
Wenn die Forschungsergebnisse dokumentiert werden, ist es wichtig, beim Text auf eine geschlechtergerechte Sprache zu achten. Sie ermöglicht, Frauen und Männer in gleicher Weise anzusprechen, indem Menschen in ihrer Vielfalt gleichberechtigt und nicht stereotypisierend repräsentiert werden. Auch bei der Auswahl von Bildmaterial sollte darauf geachtet werden, dass Fotos und Illustrationen keine Geschlechterstereotype transportieren.
Besonders wichtig ist es, bei der graphischen Darstellung von Daten darauf zu achten, dass Frauen nicht als Abweichung (prozentual oder numerisch) von einer „männlichen“ Norm dargestellt werden, sondern beide Geschlechter Berücksichtigung finden. Zudem ist wichtig, das geschlechterdifferenzierte Darstellungen nicht isoliert neben anderen Merkmalen stehen, sondern wenn möglich verknüpft werden. Nur so erscheinen relevante Überschneidungen.
Nicht zuletzt sollte sich auch im Literaturverzeichnis widerspiegeln, dass relevante Ergebnisse der Frauen-, Männer- und Geschlechterforschung zum jeweiligen Thema in die Forschung eingeflossen sind.


Instrumente zur Umsetzung von GM in Forschungsvorhaben

  • Die "Arbeitshilfe zu § 2 GGO: Gender Mainstreaming in Forschungsvorhaben (Ressortforschung)", Anlage 2 wurde von der Bundesregierung entwickelt. Es unterstützt die Arbeit im Handlungsfeld Forschungsvorhaben, speziell in der Ressortforschung, und richtet sich entsprechend besonders an die Ressorts der Bundesregierung. Sie können das Instrument herunterladen unter /w/files/gkompzpdf/instr_ah_forschung.pdf
  • Das Instrument "Zu mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern: Erkennen und Vermeiden von Gender Bias in der Gesundheitsforschung" wurde vom Berliner Zentrum Public Health herausgegeben. Es handelt sich um die deutsche Überarbeitung eines Handbuchs des kanadischen Gesundheitsministeriums. Das Instrument unterstützt im Handlungsfeld Forschungsvorhaben und richtet sich sowohl an Forschende als auch an mit der Evaluation oder Begutachtung von Forschung Beschäftigte. Sie können es herunterladen unter http://bsph.charite.de/stuff/Blaue_Liste/2002-04_ger.pdf
  • Der "Leitfaden zur Integration von Genderfragen in ein Sozioökonomisches Monitoring in Nationalparken" wurde vom Institut für sozialökologische Forschung (ISOE) entwickelt. Es unterstützt im Handlungsfeld Forschungsvergabe, speziell sozioökonomische Erhebungen im Naturschuzt- und Umweltbereich. Es richtet sich an diejenigen, die die Zielgenauigkeit von Maßnahmen und Angeboten evaluieren möchten. Sie können das Instrument herunterladen unter http://www.isoe.de/ftp/nrwgender/Leitfaden_SOEM.pdf
  • Die Publikation "Gender-Aspekte in der Forschung: Wie können Gender-Aspekte in Forschungsvorhaben erkannt und bewertet werden?" wurde von Susanne Bührer und Martina Schraudner im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts "Discover Gender" der Fraunhofer Gesellschaft herausgegeben. Sie unterstützt im Handlungsfeld Forschung bei Design und Planung von Forschungsvorhaben durch einen Leitfaden und viele Beispiele. Das Instrument richtet sich an Forschende und Planende in Forschungsorganisationen. Sie können die 180-seitige Publikation über die Fraunhofer Gesellschaft bei Frau Gaby Hilb bestellen. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage http://www.fraunhofer.de/fhg/company/aims/gender/discover_gender.jsp
  • "Gender in Projektanträgen" stellt eine Arbeitshilfe zur Beantwortung der Fragen zu geschlechterspezifischen Auswirkungen im Rahmen der Verbändeförderung des BMU/UBA dar. Die Handreichung wurde vom Projektteam des DNR-Projektes "Gender Greenstreaming - Geschlechtergerechtigkeit im Natur- und Umweltschutz" verfasst und vom Deutschen Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V. herausgegeben. Zielsetzung dieser Handreichung ist es, den Antragstellenden aus den Verbänden die Integration der Genderperspektive im Rahmen der Projektbeantragung, -planung und -durchführung zu erleichtern. Zusätzlich werden weiterführende Instrumente zur Genderrelevanzprüfung und -implementierung vorgestellt. Die Arbeitshilfe "Gender in Projektanträgen" können Sie herunterladen unter http://www.dnr.de/dnr/projekte/userdata/13/13_antragstellung_gender.pdf
Hier finden Sie eine Sammlung weiterer Instrumente.

Weiterführende Literatur:

  • European Commission: Gender Action Plan in Integrated Projects and Networks of Excellence - Compendium of Best Practices, Brüssel 2004.
  • Baer, Susanne / Enders-Dragässer, Uta / Kuhl, Mara / Kreß, Brigitta / Sellach, Brigitte: Wissensnetz Gender Mainstreaming für die Bundesverwaltung, Frankfurt am Main und Berlin, Dezember 2003,
    Kapitel IV.2.5. Die Gestaltung der Ressortforschung (S. 165-166).
  • Eichler, Margrit/ Fuchs, Judith/ Maschewski-Schneider, Ulrike: Richtlinien zur Vermeidung von Gender Bias in der Gesundheitsforschung, Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, 8. Jg. 2000, Heft 4, S. 293-310.
  • Behnke, Cornelia/Meuser, Michael (1999): Geschlechterforschung und qualitative Methoden, Opladen, S. 20-45.
  • Althoff, Martina/Bereswill, Mechthild/Riegraf, Birgit (Hg.) (2001): Feministische Methodologien und Methoden. Traditionen, Konzepte, Erörterungen. Opladen, S. 38 – 96.
  • Bührer, Susanne / Schraudner, Martina (Hrsg.): Gender-Aspekte in der Forschung: Wie können Gender-Aspekte in Forschungsvorhaben erkannt und bewertet werden?, Discover Gender - Ein Projekt der Fraunhofer Gesellschaft, Fraunhofer IRB Verlag 2006. Dort sind ebenfalls Präsentationen und Vorträge des Fachforums "Das Potenzial von Gender für die Forschung", das am 21. Februar 2006 in München stattgefunden hat, abrufbar.
  • Discover Gender - Ein Projekt der Fraunhofer Gesellschaft: Bedarfsgerechte Lösungen für Nutzerinnen und Nutzer - Gender Aspekte in der Forschung.
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:05