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Forschungsvergabe

Forschungsvergabe

Die Umsetzung von Gender Mainstreaming ist eine Möglichkeit der Qualitätsentwicklung in der Forschungsvergabe. Studien und Gutachten, die von der Bundesverwaltung im Rahmen der Ressortforschung in Auftrag gegeben werden, dienen beispielsweise der Vorbereitung von Gesetzen oder der Information über aktuelle Fragen der Politikgestaltung. GM hilft dabei den Nutzen ihres Informationswertes zu steigern. Beispielsweise wird die Qualität der erhobenen Daten verbessert, indem geschlechterdifferenzierte Datenerhebungen sinnvoll nach weiteren Kriterien ausgewertet werden. So erfassen sie das Leben von Männern und von Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen adäquat und verdeutlichen, ob und in welcher Form diese vom Forschungsgegenstand jeweils betroffen sind. Zudem werden geschlechtsbezogene Verzerrungseffekte (Gender Bias) vermieden und die Zuverlässigkeit der gewonnen Ergebnisse optimiert.

Ein weiterer Ansatzpunkt von GM ist die derzeit noch geringere Partizipation von Frauen an Forschungsprojekten im Vergleich zu Männern. Die Europäische Kommission hat daher für das 6. Forschungsrahmenprogramm einen Gender Action Plan entwickelt, der beide Ziele verfolgt:
  1. Die Integration von Gender-Aspekten in das Forschungsvorhaben.
  2. Die Förderung der Teilnahme von Frauen in den verschieden Bereichen des Forschungsrahmenprogramms. Beispielsweise wird eine Beteiligung von 40 % Frauen in den Management- und Bewertungsgremien, sowie den Mobilitätsmaßnahmen angestrebt.
  • Hier finden Sie weiterführende Informationen zum Gender Action Plan für das Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union.

Im Folgenden finden Sie exemplarische Ansatzpunkte für die Umsetzung von GM in der Forschungsvergabe (Vgl. bm:bwk 2005). Spezielle Hinweise zu den einzelnen Prozessschritten der Ressortforschung in der Bundesverwaltung finden Sie in der von der Bundesregierung entwickelten Arbeitshilfe zu § 2 GGO: „Gender Mainstreaming in Forschungsvorhaben (Ressortforschung)" sowie insbesondere in der Anlage 1 „Handreichung zur Berücksichtigung von Gender-Aspekten bei Forschungsvorhaben“.

Gender-Relevanz des Programms bzw. Projektes:
Um Gender Mainstreaming nachhaltig in der Forschungsvergabe zu verankern, sollte bei der Planung eines Forschungsprogramms bzw. -projektes dessen Gender-Relevanz geprüft werden. Eine solche Relevanzprüfung lässt sich mit Hilfe einiger Fragen durchführen. Wesentlich ist es dabei zu fragen, ob und in welcher Weise Männer und Frauen unterschiedlich von den Forschungsfragen bzw. dem Forschungsgegenstand betroffen sein könnten. Dabei ist sowohl denkbar, dass sie als direkte Zielgruppe des Forschungsvorhabens unmittelbar betroffen sind. Es ist aber auch denkbar, dass sie mittelbar von den Ergebnissen des Forschungsvorhabens in ihrem Alltag betroffen sein werden (vgl. Arbeitshilfe Ressortforschung 2002: 6).

Programm-, bzw. Projektinhalt:
Die Beschreibung des Projektes legt dessen strategische Ausrichtung fest und ist damit die Weichenstellung für die Inhalte der Ausschreibung, sowie die Qualitätskriterien für die Bewertung der Angebote und der abschließenden Evaluation. Daher ist es notwendig, bei der Beschreibung des Forschungsgegenstandes sowie bei der Festlegung der Zielsetzungen explizit festzulegen, dass die Berücksichtigung der Kategorie Gender integraler Bestandteil des Forschungsvorhabens werden soll. Mögliche Ansatzpunkte sind Hinweise auf Gender-Aspekte, die sich beispielsweise bei der Relevanzprüfung ergeben haben.

Ausschreibung:
Die Ausschreibung eines Forschungsprojektes ist eine entscheidende Weichenstellung für die inhaltliche Ausgestaltung des Forschungsgegenstandes. Daher muss in den Unterlagen deutlich werden, dass eine durchgängig gleichstellungsorientierte Gestaltung des gesamten Forschungsprozesses erwartet wird: vom Forschungsdesign und der Auswahl der Methoden über die Erhebung bis hin zur Auswertung der Ergebnisse.
Projektvergabe:
Die Umsetzung von Gender Mainstreaming im Forschungsprojekt lässt sich nur dann sicherstellen, wenn die Berücksichtigung von Gender-Aspekten als Kriterium in die Auswahl einfließt. Dabei kann die Berücksichtigung von Gender Mainstreaming als Qualitätskriterium auf zwei Wegen in den Bewertungskatalog aufgenommen werden (Vgl. bm:bwk 2005):
  • Direktsystem: Die Umsetzung von GM im Forschungsvorhaben wird in den Bewertungskatalog aufgenommen und fließt direkt in die Gesamtpunktezahl  bzw. Prozentzahl ein.
  • Bonussystem: Für die Umsetzung von GM werden Bonuspunkte vergeben und Anträge können mit einem Gender-Bonus im Ranking nach oben rutschen.
In Gremien, in denen über die Vergabe von Forschungsprojekten entschieden wird, sollte eine ausgewogene Besetzung mit Männern und Frauen angestrebt werden und sichergestellt sein, dass Beteiligte über Gender-Kompetenz verfügen. Dies wird nicht automatisch durch eine geschlechterparitätische Besetzung garantiert.

Evaluierung:
Evaluierungen geben darüber Aufschluss, ob und in welcher Weise die festgelegten Anforderungen an die Forschungsprojekte erfüllt wurden. Daher sollte gerade hier gezielt nach der gleichstellungsorientierten Gestaltung des Forschungsprozesses gefragt werden. Wichtig ist es, nicht abstrakt nach der Umsetzung von GM zu fragen, sondern für alle relevanten Analysebereiche konkrete Indikatoren zu entwickeln. Für den Bereich der Methoden sollte beispielsweise danach gefragt werden, ob die Daten geschlechter- und nach weiteren Merkmalen differenziert erhoben wurden.


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Instrumente zur Umsetzung von GM in der Forschungsvergabe

  • Die "Arbeitshilfe zu § 2 GGO: Gender Mainstreaming in Forschungsvorhaben (Ressortforschung)" wurde von der Bundesregierung entwickelt. Sie unterstützt die Arbeit im Handlungsfeld Forschungsvergabe, speziell in der Ressortforschung, und richtet sich entsprechend besonders an die Ressorts der Bundesregierung. Sie können das Instrument herunterladen unter /w/files/gkompzpdf/instr_ah_forschung.pdf

  • Der Leitfaden "Wie kommt Gender in die Forschung?" wurde von Dr. Ilse König und Ursula Brustmann für das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur entwickelt. Er unterstützt im Handlungsfeld Forschung von der Forschungsvergabe bis zur Evaluierung.Sie können das Instrument herunterladen unter http://archiv.bmbwk.gv.at/medienpool/12370/gmforschung.pdf
Hier finden Sie eine Sammlung weiterer Instrumente.

Weiterführende Literatur:

JL
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:05