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Ausblick

Ausblick: Chancen und Herausforderungen der Organisationsentwicklung durch Gender Mainstreaming in der öffentlichen Verwaltung

Es war Ziel der Fachtagung über die Realität im Arbeitsalltag in den Verwaltungen bei der Umsetzung von Gender Mainstreaming, den jeweiligen Stand bei der Implementierung und damit verbundene Herausforderungen und auch Chancen zu diskutieren.

Im Gesamtverlauf der Fachtagung zeigte sich, dass es vielfältige und unterschiedliche Ansätze zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in der öffentlichen Verwaltung gibt, die auch unterschiedlich funktionieren. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Gemeinsamkeiten und ähnliche Probleme die es gemeinsam zu diskutieren und zu lösen gilt.

Zentral bleiben die Fragen:
  • Wo wirkt sich Gender wie aus?
  • Was sollte gleichstellungspolitisch getan werden?
  • Welche Zielsetzung wird konkret verfolgt?
  • Wie können Gestaltungsspielräume genutzt werden?

Bei der Fachtagung wurden mehrere übergreifende Kernpunkte in der Übergangsphase zur Regelpraxis identifiziert.

Schulungen und Fortbildungen müssen gut geplant und für die (Haus-)Leitungsebene, die Führungsebene und die Facharbeit unterschiedlich gestaltet sein. Es ist zu entscheiden , wann eine reine Gender-Mainstreaming-Informationsveranstaltung Sinn macht, ob es erforderlich ist, spezielle GM-Fortbildungen im allgemeinen Fortbildungsprogramm anzubieten oder Gleichstellung in bestehende fachliche Fortbildungsveranstaltungen zu integrieren.

Umstritten war die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von Pilotprojekten. Einhellig wurde der Auffassung zugestimmt, dass es keine Inselprojekte sein dürfen sondern zielgerichtet für Übertragbarkeit gesorgt werden muss. Pilotprojekte können zudem als Türöffner und als Lern- und Übungsmöglichkeit genutzt werden.

Regierungswechsel und damit verbundene politische Umbruchsituationen werden zunehmend als zentrale und notwendig zu bewältigende Aufgabe wahrgenommen. Dabei wurden folgende Fragen diskutiert: Wie kann bestehende Dynamik bei der Umsetzung von GM beibehalten werden? Wie ist politischer Wandel für Gleichstellung zu nutzen? Wie kann weiter aktiv Gleichstellung vorangebracht werden? Ebenso ist zu überprüfen, welche Zielsetzungen in Umbruchsituationen weiterhin stabil oder aber auch instabil sind. Hier ist insgesamt zu fragen, wie dafür gesorgt werden kann, dass auf parlamentarischer oder Regierungsebene politischer Druck initiiert und erzeugt wird, der offensichtlich für die interne Umsetzung in den Verwaltungen notwendig ist.

Je nach Akteur ist zu entscheiden, wie mit Begriffspolitik umgegangen wird: An welchen bestehenden Sprachgebrauch wird angeknüpft und ist damit Gender im vollen Umfang erfasst ohne Reduktion von Gender auf Frauen oder auf homogene Gruppen von Männern und Frauen ohne weitere Differenzierungen. Wichtig ist auch wie mit dem Verhältnis sex – gender umgegangen wird. Sicher ist, das es darum geht Geschlechterstereotype und- rollen nicht weiter festzuschreiben, sondern verschiedene Möglichkeiten zu eröffnen.

Als positives Element von GM als Organisationsentwicklung wurde in den Präsentationen die Anknüpfung an laufende Modernisierungsprozesse gesehen. Barbara Garthe (Gender-Mainstreaming-Referentin im SMS Sachsen) plädierte für eine Verknüpfung mit dem Konzept von Zukunftsfähigkeit in Sachsen. Johannes-Wilhelm Rörig (Abteilungsleiter Zentralabteilung im BMFSFJ) zeigte die Verbindung mit Zielvereinbarungen als neuem Steuerungsmittel auf, während Gudrun Scheithauer (Referatsleiterin Gender Mainstreaming BMFSFJ) die Arbeitshilfe "Geschlechterdifferenzierte Gesetzesfolgenabschätzung" resümierte. Ebenso lassen sich rechtliche Konkretisierungen wie von Christine Morgenstern (Abteilungsleiterin Frauen im MBFJ Rheinland-Pfalz) skizziert einsetzen. Dr. Rainer Gießübel (Koordinator für Gender Mainstreaming im Planungsstab des BMVEL) betonte, dass es vergleichsweise einfach ist GM umzusetzen, wenn die Evidenz für den Nutzen oder die Notwendigkeit offensichtlich ist.

Als weitere Evidenzpunkte wurden identifiziert, dass wenn Geld eine Rolle spielt, wie z.B. bei der EU und im öffentlichen Vergabewesen oder bei aktuellen Forschungen neue Probleme für zukünftige Politik aufgezeigt werden.

Wenn die Evidenz nicht ad hoc sichtbar ist, so bedarf es differenzierter Daten und Statistiken. Hier stellen sich Fragen danach, wo Daten erhältlich sind, ob die Daten zuverlässig sind, welche Daten genau benötigt werden und wie sich diese systematisieren lassen. Perspektivisch bedarf es hierfür einer länderübergreifenden Zusammenarbeit auch mit dem Bund, um verlässliche Daten zu erhalten und die Systematik der Datenerhebung abzugleichen.

Bei der Fachtagung bestand Einigkeit darüber, dass es Verbindlichkeit erfordert, um den Übergang in die Regelpraxis von GM zu vollziehen. Diese lässt sich je nach Organisationsidentität manchmal eher "soft", manchmal eher "hart", sei es nun über rechtliche Konkretisierung oder mit Steuerungsmitteln wie z.B. Berichten, Zielvereinbarungen oder Controlling erreichen. Was jeweils wirkt, ist in der konkreten Umsetzung zu entscheiden. Hierbei müssen Widerstände, knappe Ressourcen und nicht zuletzt der zeitliche Rahmen ernst genommen werden. Bei Gleichstellung muss das langsame Einsickern in Organisationen einkalkuliert werden. Zentral hierbei ist und bleibt die Vorbild- und Kontrollfunktion von Führungskräften.

Im November 2005 wird das GenderKompetenzZentrum eine weitere Fachtagung mit dem Schwerpunkt "Best Practice" veranstalten. Weitere Informationen erhalten Sie zeitnah über unseren Mailverteiler und auf dieser Website.

SL/PA

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:06