Gleichstellungspolitik in Estland

Estland gehört seit der Erweiterung 2004 zu den neuen Mitgliedsländern der EU. Es ist ein Beispiel dafür, wie internationaler und europäischer Rückwind die Entwicklung des Gleichstellungsrechts und den Aufbau einer institutionalisierten Gleichstellungspolitik unterstützt hat. Trotz der Verabschiedung eines modernen Gleichstellungsgesetzes ist eine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter allerdings noch nicht in Sicht, wie die Daten über die Entwicklung von Gleichstellung zeigen.

In den ehemals sozialistischen Ländern herrschte zwar mit dem Zwei-Verdienste-Modell auf den ersten Blick ein Geschlechterregime, das dem egalitär orientierten skandinavischen Modell ähnlich war: Es gab eine hohe Frauen- und Mütterwerbstätigkeit, die auf staatlichen Unterstützungsstrukturen wie Kinderbetreuungsangeboten fußte. Gleichzeitig waren die Geschlechterverhältnisse im Privaten jedoch sehr traditionell ausgerichtet; die Verantwortung für Familie und Haushalt wurde Frauen zugewiesen. Diese geschlechterstereotype Arbeitsteilung schlägt sich bis heute in Estland in einer geschlechterspezifischen Segregation des Arbeitsmarktes und dem europaweit höchstem Lohngefälle, dem Pay-Gap, nieder. Gleichstellungspolitik in Estland steht damit, so die Einschätzung von Seiten der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und der internationalen Staatengemeinschaft, noch am Anfang.


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MH
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 09.05.2012 13:51