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Ablauforganisation

Ablauforganisation


Im Rahmen der Ablauforganisation werden Arbeitsprozesse gestaltet. Dabei geht es um die dauerhafte Regelung der inhaltlichen wie räumlichen Gliederung der Arbeit sowie deren zeitlichen Reihenfolge und den Einsatz von Sachmitteln. Für die moderne Organisationsentwicklung ist diese Prozessgestaltung die vorrangige Aufgabe, weil hier das Ergebnis des Arbeitsprozesses im Wesentlichen bestimmt wird.

Bei der Verwaltungsmodernisierung spielte die Veränderung von Abläufen beispielsweise in Form des Business Process Reengineering eine große Rolle. Die veränderte Arbeitsorganisation hat neben Effizienzgewinnen für die Organisation mit unter auch negative Folgen für die Beschäftigten. So kann es zu „Freisetzungen“ oder einer Ausweitung des Tätigkeitsspektrums ohne entsprechende Befugniserweiterung kommen. Damit verbunden ist häufig ein Gefühl der Überforderung, da neue Handlungsroutinen parallel zum Arbeitsprozess entwickelt werden müssen. Die Sachbearbeitungsebene, auf der viele Frauen tätig sind, ist davon meist besonders negativ betroffen.

Im Zuge von Prozessoptimierungen entstehen häufig Arbeitsplätze mit niedrigen Handlungsspielräumen (Supportbereich), die dann meist Frauen zugewiesen werden. Diese Arbeitsplätze bieten wenig Raum für Weiterqualifizierung und Aufstieg. Zudem kann es auf Grund von Geschlechtsstereotypisierung dazu kommen, dass Frauen an der Entwicklung neuer informationstechnischer Vernetzungen nicht ausreichend beteiligt werden. So kommt es zu einer Verfestigung geschlechtsspezifischer Diskriminierungen und einer unzureichenden Berücksichtigung des informellen Wissens von Funktionsbereichen, die vorwiegend von Frauen besetzt sind, im Wissensmanagement.

Eine gleichstellungsorientierte Organisationsentwicklung ist sich dieser Gefahren bewusst und integriert Gender-Aspekte systematisch in die Ablauforganisation. Die gleichgewichtige Berücksichtigung aller relevanten Unterschiede führt zum einen dazu, dass Mitarbeitenden in ihrer Besonderheit angesprochen werden, wodurch Enttäuschungen und daraus resultierende Motivationsverluste vermieden werden können. Zum anderen stehen der Organisation damit alle verfügbaren Wissensressourcen für eine Ablaufoptimierung zur Verfügung. Darüber hinaus bietet es sich an, die Umsetzung von Gender Mainstreaming strategisch mit der Reorganisation von Abläufen zu verknüpfen. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist ein entsprechendes Wissens- und Informationsmanagement unerlässlich. Die gendersensible Ablauforganisation zielt damit auf eine Arbeitsorganisation, die es ermöglicht, individuelle Bedürfnisse wie Familienaufgaben und betriebliche Erfordernisse gleichgewichtiger als bisher aufeinander abzustimmen.

Literatur

  • Nickel, Hildegard: Arbeit und Geschlecht: Problemaufriss, in: Scholz u.a. (Hg.): Arbeit in der neuen Zeit. Regulierung der Ökonomie, Gestaltung der Technik, Politik der Arbeit. Ein Tagungsband. Münster, 2004, S.38-45.
  • Osterloh, Margit / Wübker, Sigrid: Prospektive Gleichstellung durch Business Process Reengineering, in: Krell, Gertraudel (Hg.), Chancengleichheit durch Personalpolitik, 2004, S. 263-276.

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:05