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Aspekte

Gender-Aspekte im Handlungsfeld Berichtswesen

Gender Mainstreaming im Berichtswesen bedeutet, durchgängig in allen Phasen der Berichtserstellung Gender-Aspekte zu berücksichtigen und in jedem Abschnitt inhaltlich differenziert darzustellen. Gender zeigt sich in den vier Dimensionen Repräsentation, Lebensbedingungen, Ressourcen/Mittel und Normen/Werte. Wenn Männer und Frauen hinsichtlich dieser Dimensionen unterschiedlich betroffen sind, muss dies geschlechterdifferenziert dargestellt werden und ggf. auch der Handlungsbedarf aufgezeigt werden, um tatsächliche Gleichstellung zu befördern.

Im folgenden finden Sie exemplarische Hinweise zur Umsetzung von GM im Berichtswesen:

  • Planung: Die wesentlichen Weichen für einen Bericht werden mit den inhaltlichen Festlegungen der Schwerpunkte gestellt. Um sicher zu gehen, dass Gender im Bericht durchgängig berücksichtigt wird, sollte bereits bei der Planung geprüft werden, ob in einem Themenbereich gleichstellungsrelevante Aspekte von Bedeutung sein können. Eine solche Prüfung lässt sich mit Hilfe der Arbeitshilfe zu § 2 GGO "Gender Mainstreaming im Berichtswesen (geschlechterdifferenzierte und gleichstellungsorientierte Erstellung von Berichten)" durchführen.

  • Inhalte: Gender Mainstreaming im Berichtswesen bedeutet, durchgängig in allen Phasen der Berichtserstellung Gender-Aspekte zu berücksichtigen und in jedem Abschnitt inhaltlich differenziert darzustellen. Gender zeigt sich in den vier Dimensionen Repräsentation, Lebensbedingungen, Ressourcen/Mittel und Normen/Werte. Wenn Männer und Frauen hinsichtlich dieser Dimensionen unterschiedlich betroffen sind, muss dies geschlechterdifferenziert dargestellt werden und ggf. auch der Handlungsbedarf aufgezeigt werden, um tatsächliche Gleichstellung zu befördern.

  • Zielgruppen: Durch geschlechterdifferenzierte Darstellungen werden Berichte informativer. Letztlich ermöglicht eine Orientierung an Gender auch eine bessere Differenzierung von Zielgruppen. Statt Stereotype zu bedienen werden die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen und Männern in der Vielfalt ihrer sozialen Ausprägungen in den Blick genommen, also auch hinsichtlich Herkunft, Glaube, Alter, Befähigung und Behinderung, sexuelle Orientierung oder andere Strukturmerkmale.

  • Daten: Berichte sind oftmals eine wichtige Grundlage für öffentliche Meinungsbildung und politische Entscheidungen. Sie sollen daher möglichst exakte Angaben über Lebenslagen enthalten. Datenmaterial, in dem ein Geschlecht gesondert ausgewiesen wird, ist wenig geeignet, um gleichstellungspolitische Einschätzungen vorzunehmen. Besser ist es, die vielfältigen Lebenslagen von Männer und Frauen in vergleichbarer Form – und wieder auch hinsichtlich weiterer Strukturmerkmale - darzustellen, also nicht zu separieren, sondern zu integrieren.

  • Querschnittsaufgabe Gleichstellung: Neben der Darstellung gleichstellungsrelevanter Aspekte in allen Abschnitten können zusätzlich zusammenfassende Schlussfolgerungen zur Frage der Gleichstellung von Frauen oder Männern sinnvoll sein, wenn dies auch zu anderen Teilaspekten gemacht wird. Es ist dagegen nicht empfehlenswert, Extra-"Frauen"-Kapitel anzufügen, denn das widerspricht genau dem integrativen Ansatz von Gender Mainstreaming. Es ist kontraproduktiv, wenn Frauen so implizit als homogene Gruppe und Abweichung von einer männlichen Norm erscheinen.

  • Vorarbeiten: Basiert ein Bericht auf der Zusammenstellung anderer Berichte oder werden Textteile von Dritten gestaltet, kann das Einfluss auf die gleichstellungsorientierte Darstellung und damit auf die sachgerechte Aussagekraft des Berichtes haben. Wenn in zugelieferten Teilen Gender Mainstreaming nicht beachtet wurde, erschwert das eine qualitativ hochwertige Gesamtberichterstattung. Deshalb ist darauf zu achten, dass Zuarbeiten geschlechterdifferenziert und gleichstellungsorientiert erfolgen. Das gilt insbesondere für Daten, Sprache, Bildmaterial und Layout. Diese Anforderungen sollten nachvollziehbar und deutlich kommuniziert werden.

  • Forschung: Nicht immer liegen Daten für Berichte geschlechterdifferenziert vor. Dann wird weitere Forschung notwendig. Schon bei der Erstellung von wissenschaftlichen Studien oder Gutachten lassen sich mittels gender-sensibler Fragestellungen geschlechtsbezogene Verzerrungseffekte in den Forschungsergebnissen vermeiden. Bei der Vergabe eines Forschungsauftrages lässt sich sicherstellen, dass Daten geschlechterdifferenziert erhoben und gleichstellungsorientiert ausgewertet werden. Die Bundesregierung unterstützt das mit der Arbeitshilfe Ressortforschung.

  • Sprache: Wie ein Bericht formuliert ist, bestimmt erheblich, wie er wahrgenommen wird. Psychologische Untersuchungen zeigen, dass scheinbar neutrale Inhalte, die in männlicher Ausdrucksform transportiert werden, gedanklich mit Männern assoziiert werden und eher nur Männer ansprechen (Stahlberg/ Sczesny 2001). Geschlechtergerechte Sprache im Bericht ist daher ein wesentliches Element für die Öffentlichkeitsarbeit. Sie ermöglicht, Frauen und Männer in gleicher Weise anzusprechen, indem Menschen in ihrer Vielfalt gleichberechtigt und nicht stereotypisierend repräsentiert werden. Unterstützung bei geschlechtergerechter Formulierung bietet die Checkliste Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung.

  • Bildmaterial und Layout als Element der Öffentlichkeitsarbeit: Neben der Sprache ist auch die formale Gestaltung eines Berichtes wesentlich für seine Wirkung. Differenzierte gleichstellungsorientierte Aussagen im Text können durch geschlechterstereotype Fotos und Illustrationen unglaubwürdig werden. Eine ausgewogene Auswahl von Bildmaterial und Layout hilft, dies zu vermeiden. Unterstützung bei einer gleichstellungsorientierten Gestaltung bietet ebenfalls die Checkliste Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung.

Instrumente zur Umsetzung von GM im Berichtswesen

Hier finden Sie eine Sammlung von weiteren GM-Instrumenten.

Weiterführende Literatur:

Lange, Cornelia: Gender Mainstreaming in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, in: Baer, Susanne / Hildebrandt, Karin (Hg.): Gender-Works! Gender Mainstreaming: Gute Beispiele aus der Facharbeit, Frankfurt a.M.: Peter Lang 2007. Basierend auf einem Vortrag auf der Fachtagung „Gender Works! Gender Mainstreaming: Gute Beispiele aus der Facharbeit", Berlin, 10. November 2005.

Baer, Susanne / Enders-Dragässer, Uta / Kuhl, Mara / Kreß, Brigitta / Sellach, Brigitte: Wissensnetz Gender Mainstreaming für die Bundesverwaltung, Frankfurt am Main und Berlin, Dezember 2003, Kapitel IV.3.2. Das Berichtswesen, Frankfurt a.M. 2003.

Lange, Cornelia/ Lampert, Thomas: „Perspektiven einer geschlechtersensiblen Gesundheitsberichterstattung“, in: Gesundheitswesen 66/2004, S. 158 – 163.

Stahlberg, Dagmar/ Sczesny, Sabine: Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen, in: Psychologische Rundschau, 52(3) 2001, S. 131-140.

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:05