Gleichstellungspolitik in Italien

In Italien ist die Familie als Solidargemeinschaft die Basis der Gesellschaft und in erster Linie für die Wohlfahrt der Individuen zuständig. Der Staat liefert nur wenig Unterstützung für die normalen Bedürfnisse der Familie wie die Pflege von Angehörigen und Kindern. Das Management von care-Tätigkeiten muss vorrangig von der Familie und dort von den Frauen getragen werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das bestehende Geschlechterregime am traditionellen Modell des männlichen Alleinverdieners ausgerichtet ist. Angesichts dieses über Jahrzehnte tradierten Familismus bemüht sich die italienische Gleichstellungspolitik besonders um die Förderung der Frauenerwerbstätigkeit - die im europäischen Vergleich sehr gering ausfällt - sowie um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Vereinbarkeitsproblematik wurde gesellschaftlich, aber auch von Seiten des Staates immer als spezifisch weibliches Problem behandelt, was die geschlechterstereotype Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen fort schrieb. Mit dem Gesetz zur Elternzeit von 2000 versuchte die Regierung diese aufzubrechen und das Thema Vereinbarkeit auch an Väter zu adressieren.

Obwohl sich Italien auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Beijing 1995 dazu verpflichtet hat, Gleichstellung als Mainstreamaufgabe wahrzunehmen, hat ein umfassender Implementierungsprozess von Gender Mainstreaming bislang nicht begonnen.


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erstellt von Administrator zuletzt verändert: 09.05.2012 13:53