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Datenqualität

Datenqualität: Was sind gute Daten?

Amtliche Statistiken müssen hohen Qualitätsansprüchen genügen, worauf der Verhaltenskodex Europäische Statistiken und die Qualitätsstandards der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes hinweisen. Besonders die Grundsätze der Relevanz und der Genauigkeit und Zuverlässigkeit verpflichten darauf, die Realität angemessen widerzuspiegeln. Daten müssen also so aussagekräftig sein, dass sie die Lebenslagen von Männern und von Frauen in ihrer Vielfalt angemessen abbilden können. Ein differenzierter Umgang mit Gender gehört zur Qualität von Daten – und das bedeutet, Daten nach Geschlecht und anderen relevanten Kategorisierungen zu differenzieren, also Herkunft, Alter, Lebensweise, Glaubensrichtung u.ä. je nach Fachfrage zu beachten.

In der Vergangenheit enthielten Daten entgegen ihrer vermeintlichen Geschlechtsneutralität häufig einen „Gender Bias” genannten Verzerrungseffekt, der die wissenschaftliche Wahrnehmung und dann auch die Qualität und Aussagekraft von Daten beeinträchtigt. Ein minimaler Anspruch an Daten ist es daher heute, das Geschlecht zu berücksichtigen.

Häufig geschieht dies im Sinne eines reinen „sex-counting”, was jedoch den Eindruck erweckt, als ob sich „die Frauen” und „die Männer” als homogene Gruppen gegenüberständen, und so der komplexen Realität nicht gerecht wird.

Optimal sind deshalb gender-kompetente Daten, die sachlich angemessen weitere Kategorien beachten. So werden die vielfältigen Lebenslagen von Frauen und Männer sichtbar und es wird ein realistisches Bild unserer Gesellschaft gezeichnet.

Die Qualität von Daten als Grundlagen rationaler Politik findet in zahlreichen zentralen Dokumenten der Gleichstellungspolitik auf verschiedenen Ebenen Beachtung. Die Empfehlungen zielen durchgängig auf eine Verbesserung der Datenlage in Bezug auf Gender.

  • In der Aktionsplattform der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 wird in vielen Sachgebieten auf die Notwendigkeit hingewiesen, gender-kompetente Daten zu erheben und darstellen. Zusätzlich wird die Erstellung und Veröffentlichung solcher Daten in einem eigenen strategischen Ziel (H.3) als Querschnittsaufgabe aller „Statistikdienste und der zuständigen Regierungsbehörden [...] in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich” herausgestellt und so ihre Wichtigkeit unterstrichen. Gender-kompetente Daten werden dort verstanden als „nach Alter, Geschlecht, sozio-ökonomischen und anderen relevanten Indikatoren aufgeschlüsselte[n] Daten”.

  • Das Gender Mainstreaming Conceptual Framework des Europarats weist darauf hin, dass gender-kompetente Daten notwendige Voraussetzung (S. 17) und Werkzeug (S. 20) für Gender Mainstreaming sind.

  • Der Fahrplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern 2006-2010 der Europäischen Kommission fordert als Aktionsschwerpunkt eine Verbesserung des Wissensstandes und eine Weiterentwicklung der statistischen Erhebungen für den Bereich Gesundheit (1.5, S.4) sowie zur Überwachung des Gleichstellungsfortschritts das Erstellen von Indikatoren und EU-weit vergleichbaren Daten (Teil II, S. 14).

  • Das in Gründung befindliche Europäische Institut für Gleichstellungsfragen hat die Aufgabe, objektive, belastbare und vergleichbare Daten zur Gleichstellung von Männern und Frauen zu sammeln, analysieren und zu verbreiten.

  • Auf Bundesebene fordert der Statistische Beirat des Statistischen Bundesamtes in seinen Empfehlungen zur Weiterentwicklung der amtlichen Statistik, Informationslücken in Bezug auf Gender Mainstreaming zu schließen.

  • Für die Bundesländer hat die 17. Konferenz der Gleichstellungsministerinnen und -minister der Länder (GFMK) 2007 auf die Wichtigkeit einer gesicherten Datenlage für eine zielorientierte Gleichstellungspolitik hingewiesen und beschlossen, „ländereinheitliche Genderindikatoren zu entwickeln, an denen sich zukünftig Trends und Entwicklungen ablesen lassen”. Von Baden-Württemberg wird ein Indikatorenkatalog zur Abbildung der Chancengleichheit auf Landes- und regionaler Ebene erarbeitet, für die Bundesebene bildet die GFMK eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung der amtlichen Statistik (Beschlüsse der 17. GFMK, S. 11).

Zu den unterschiedlichen Niveaus von Datenqualität finden Sie auf den folgenden Seiten weitere Informationen:

Wir haben die verschiedenen Datenqualitäten anhand des politisch aktuellen Beispiels Entgeltungleichheit veranschaulicht.

SeSch
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 23.04.2010 11:45