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Stereotype

Stereotype werden im Alltag vielfach verwendet. Stereotype sind vereinfachende Vorstellungen über Menschen, welche die Wahrnehmung einer Person bestimmen. Sie basieren auf Vorstellungen und Mustern, die im täglichen Umgang nicht mehr hinterfragt werden. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden „Individualisierung“ und „Pluralisierung“ von Lebensverläufen wird in der Forschung Stereotypen einerseits die Funktion zugeschrieben, Unsicherheiten zu reduzieren und Orientierung in einer komplexen, sich wandelnden Welt zu geben. Anderseits wird darauf hingewiesen, dass sie Eigenschaften von Personen und Gruppen festschreiben und damit dominante gesellschaftlich-kulturelle Wertungen, die mit Privilegien und Benachteiligungen verbunden sind reproduzieren.

Ein Stereotyp ist von seiner Bedeutung her von einem Klischee, einem Stigma und einem Vorurteil bzw. dem rechtssoziologischen Begriff des Vorverständnisses abzugrenzen. Während Klischees, Vorurteile/Vorverständnisse und Stigmata immer mit negativen Bewertungen und Gefühlen verbunden sind, bringen Stereotype dagegen zunächst in grundlegender Weise Unterscheidungen zum Ausdruck. Sie stiften durch eine Einordnung in bestimmte „Schubladen“ Sinn. Zudem sind sie sehr stark von Rahmenbedingungen abhängig, also kontextuell wirksam. Sie treffen verallgemeinernde Aussagen, transportieren Einstellungen und dienen zur Herstellung gesellschaftlicher Anerkennungsstrukturen. Stereotype sind damit ein Instrument zur Herstellung bestimmter gesellschaftlicher Werte und Normen. Stereotype lassen sich in einem weiten Sinne als eine politische Praxis der Kategorisierung und Bewertung von Menschen und Verhältnissen verstehen (vgl. Baer/Smykalla/Hildebrandt 2009).

Stereotype beeinflussen Wahrnehmung und Handeln auch unbewusst. Sie haben einen impliziten Einfluss auf professionelles Handeln, z.B. im Familien- und Sozialrecht, die Ausbildungs- und Berufswahl und auf Personalentscheidungen (vgl. Fried et al. 2000, Bertrand et al. 2004, Akman et al. 2005, Baer/Englert 2006). Die Massenmedien reproduzieren und funktionalisieren Stereotype meist explizit (vgl. Motschenbacher 2006).

Handlungen – aber auch Forschungsergebnisse oder Daten oder Rechtsetzung - können also durch das Zurückgreifen auf Stereotype einen so genannten Bias (Verzerrungseffekt) auslösen. Es handelt sich dabei um systematische Verzerrungseffekte, die Wissen und Wahrnehmung beeinträchtigen, indem sie negative und positive Wertungen transportieren (Weitere Informationen zum geschlechterbezogenen Verzerrungseffekten, dem Gender Bias).

Welche Herausforderungen sich aus dem Abbau von Stereotypen für Gleichstellungspolitik ergeben, können Sie in dem aktuellen Band 5 der Schriftenreihe des GenderkompetenzZentrums lesen.

Gender Lectures zum Schwerpunktthema: 'Schema F': Geschlechterstereotype in Wissenschaft und Gesellschaft – ungebrochen?

Weiterführende Informationen zu Stereotypen finden Sie hier:

Geschlechterstereotype

Stereotype als Diskriminierungsgrund

Abbau von Stereotypen als Schwerpunkt aktueller Gleichstellungspolitik

Literatur und Links zu Stereotypen


Smy
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 08.05.2012 19:55