Sie sind hier: Startseite GenderKompetenz 2003-2010 Gender Gender und Gleichstellungspolitik

Gender & Gleichstellungspolitik

Gender spielt für die Gleichstellungspolitik eine erhebliche Rolle. Im historischen Rückblick zeigt sich, dass im deutschsprachigen Raum in der Gleichstellungspolitik über lange Jahre ausschließlich von „Frauen“ die Rede war. Zunehmend wurden dann Geschlechterverhältnisse, also „Frauen und Männer“, zum Gegenstand von gleichstellungspolitischen Maßnahmen. Mit dem Begriff Gender wird der Blick nun nochmals erweitert. Gender verdeutlich, dass gesellschaftspolitische Fragen nicht auf „Frauenfragen“ reduziert werden können und dass es um mehr geht als um die Wahrnehmung von Unterschieden zwischen Frauen und Männern. Mit dem Begriff Gender als Ausgangspunkt von Gleichstellungspolitik werden vielmehr vielfältige Lebenslagen von Frauen und Männern angesprochen, die eben nie nur geschlechterbezogen sind, sondern immer auch im Zusammenhang mit nationaler oder ethnischer Zugehörigkeit, Alter, Glaube bzw. Weltanschauung, „Kapazität“, also Behinderung oder Befähigung, oder mit sexueller Orientierung und Lebensweisen stehen. Genau darauf zielt die Strategie Gender Mainstreaming: Es geht um die systematische Berücksichtigung von Gender auf allen Ebenen und von allen Akteurinnen und Akteuren im Mainstream.

Wenn Gender Grundlage von Gleichstellungspolitik ist, entstehen neue Herausforderungen. Politik wird differenzierter, weil Ungleichheiten der Lebenslagen von verschiedenen Frauen und Männern aufgezeigt werden und daraus Schlüsse für ein gleichstellungsorientiertes Handeln abzuleiten sind, ohne Geschlechterstereotype zu verfestigen. Dabei geht es um die Ermöglichung, nicht um Vorgaben: Um Veränderungen auch im Sinne individueller Lebensentscheidungen zu respektieren, ist es erforderlich, Menschen ihr Leben so leben zu lassen, wie sie es wollen – also möglichst unabhängig von ihrer Einordnung als Mädchen oder Junge, Frau oder Mann. Das bedeutet echte Wahlfreiheit und damit immer wieder den Abschied von der Vorstellung, es gebe „natürliche Rollen“ für Männer oder für Frauen. Es bedeutet, gesellschaftlich oder auch juristisch darauf zu achten, dass das Geschlecht eines Menschen deren Leben nicht entscheidend prägen darf. Schließlich geht es aber auch darum, angemessener auf die Bedürfnisse der Menschen zu reagieren. Genau dazu kann Gleichstellungspolitik mit Bezug auf „Gender“ beitragen.

Gender Lecture mit PD Dr. Angelika Wetterer: "Gleichstellungspolitik und Geschlechterwissen – Facetten schwieriger Vermittlungen"

Weiterführende Literatur

Baer, Susanne/ Kletzing, Uta: Strategien der Gleichstellungspolitik – Zur Debatte um Gender Mainstreaming, in: Zeitschrift für Frauenforschung & Geschlechterstudien, 22, 4/2004, S. 3-18.


Smy
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 08.05.2012 19:52