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Abbau von Stereotypen - Schwerpunkt aktueller Gleichstellungspolitik

Gleichstellungspolitische Interventionen richten sich gegen Stereotype, so proklamiert es die Europäische Kommission im „Fahrplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern 2006–2010“, der gleichstellungspolitischen, auf Geschlechterverhältnisse konzentrierten Roadmap der EU. Die EU benennt die Beseitigung von Geschlechterstereotypen als einen von sechs gleichstellungspolitischen Schwerpunkten für ihre eigene Tätigkeit und für die Arbeit der Mitgliedsstaaten. Besonders hervorgehoben wird die Notwendigkeit eines Abbaus von Stereotypen in den Bereichen Ausbildung – Bildung – Kultur, auf dem Arbeitsmarkt und in den Medien. Dazu wurde u.a. eine fünfjährige Informationskampagne „Für Vielfalt. Gegen Diskriminierung“ durchgeführt: Im Rahmen dieser Kampagne lud die EU 2006 Photographie , Kunst- und Designstudierende aus der gesamten EU dazu ein, durch eine Teilnahme am Fotowettbewerb „Breaking Stereotypes“ kreativ für Vielfalt Stellung zu beziehen. Die zwölf besten Fotos wurden von einer internationalen Jury aus Fotograf_innen, jungen Künstler_innen und angesehenen Design- und Kommunikationsexpert_innen gekürt und 2008 in einem „Fotokalender für Vielfalt“ veröffentlicht.

Auch die bundesdeutsche Gleichstellungspolitik sieht den Abbau von Stereotypen als ein Ziel an. Bereits in dem 2003 veröffentlichten Wissensnetz der Bundesregierung, das aus der Pilotphase der Einführung von Gender Mainstreaming hervorgegangen ist, heißt es: „Gender Mainstreaming zielt darauf, Stereotypisierungen zu vermeiden und differenzierte Analysen der gesellschaftlichen Wirklichkeit dem staatlichen Handeln zugrunde zu legen“ (Sellach et al. 2003: 109). Ähnlich beziehen sich einige Definitionen des übergeordneten Ziels von Gender Mainstreaming, Gleichstellung, (neben gleicher Teilhabe und Diskriminierungsschutz) auf ein „von Rollenzwängen freies, selbstbestimmtes Leben (echte Wahlfreiheit)“ als dritter Dimension einer umfassenden Gleichstellungspolitik.

Zu den ergriffenen politischen Maßnahmen der Bundesregierung gehört etwa die 2008 eröffnete Wanderausstellung „Rollenbilder“, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit konzipiert wurde: Neben Fotografien präsentiert die Ausstellung auch Videoporträts, die sich mit Rollenbildern in der deutschen Gesellschaft und deren Wandel auseinandersetzen. Sie will dazu anregen, über eigene geschlechtlich codierte Berufswahlmuster nachzudenken und Chancen jenseits tradierter Vorstellungen zu entdecken. Fokus der Ausstellung ist die geschlechterstereotype Berufswahl, also die Tatsache, dass sich Frauen nach wie vor auf „typische Frauenberufe“ konzentrieren, die meist weniger Lohn und geringere Aufstiegschancen bieten und junge Männer sich hingegen weiterhin selten für soziale Berufe, sondern eher für „Männerjobs“ entscheiden, die mehr Lohn und mehr Entfaltungsoptionen bieten.

Des Weiteren fördert die Bundesregierung in diesem Zusammenhang Projekte wie „Neue Wege für Jungs“ und den „Girls’ Day“. Es wurde auch eine Postkartenkampagne initiiert und einen Medienkoffer „Frauen und Männer – Gleich geht’s weiter“ mit Unterrichtsmaterialien entwickelt. Der „Nationale Integrationsplan“ der Bundesregierung (2007) enthält Maßnahmen zum Abbau von Stereotypen von Mädchen und Frauen (siehe Plakatkampagne zum Nationalen Integrationsplan „Freundschaft ist keine Frage der Herkunft“) .

Auf der Ebene von Ländern, Kommunen, in Vereinen und Verbänden wird das Thema Stereotype ebenso verstärkt und oft insbesondere in Form von Kampagnen für junge Menschen aufgegriffen: Z. B. die FUMA Fachstelle Gender NRW vermittelt in einem Gender Parcours „mischen is possible“ für 13 bis 15-jährige Jugendliche in mehreren Modulen die Rollenvielfalt von Mädchen und Jungen und stellt Informationen über die Veränderbarkeit von Geschlechterrollen für Fachkräfte der sozialen Arbeit bereit. Die Gewerkschaft ver.di rief im Frühjahr 2009 zu einem Fotowettbewerb unter der Überschrift „Rollenbilder/Geschlechterbilder“ auf – Ergebnisse wurden auf der ver-di-Gender-Messe im Oktober 2009 präsentiert. Um mediale und künstlerische Auseinandersetzungen mit Stereotypen geht es in dem Projekt „1000 Identitäten“ des Vereins Globale Medienwerkstatt e.V.

Gleichstellungspolitischen Initiativen zum Abbau von Stereotypen ist gemeinsam, dass sie das Ziel verfolgen, einengende, beschränkende, ausgrenzende und benachteiligende Zuschreibungen aufzudecken. In der Ausgestaltung führt dies zu unterschiedlichen Strategien: Einige setzen auf die Modernisierung alter durch neuer Normen und andere wollen die Anerkennung für vielfältige Lebensweisen jenseits von zugeschriebenen Normen schaffen. Gleichstellungspolitische Strategien unterscheiden sich demnach dadurch, dass sie entweder eher affirmativ (also das Bestehende erhaltend) oder dekonstruktiv (das Bestehende in Frage stellend) arbeiten.

Smy

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 08.05.2012 19:57