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Mehrgenerationenhäuser

Aktuelles Konzept der Bundesregierung

Auf Grund des Wandels von Familien- und Lebensformen – nur noch 7,2% der bundesdeutschen Privathaushalte sind Mehrgenerationenfamilien – hat sich die Bundesregierung entschlossen, in den nächsten 5 Jahren Mehrgenerationenhäuser mit 88 Mio. Euro zu fördern. Diese Häuser sollen „Anlaufstelle, Netzwerk und Drehscheibe für familienorientierte Dienstleistungen“ sein. Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche, Familien und ältere Menschen und beabsichtigt, die verschiedenen Generationen in den öffentlichen Räumen der Mehrgenerationenhäuser wieder stärker zu integrieren. Jungen Familien soll so bei der Kinderbetreuung und Erziehung geholfen, älteren Generationen sollen Aktivitätsmöglichkeiten geboten werden. Grundlage dafür bietet ein Mix aus professionellen Dienstleistungen und ehrenamtlichem Engagement. Hieraus ergeben sich gute Anknüpfungsmöglichkeiten an bereits bestehende Einrichtungen vor Ort, wie beispielsweise den Stadtteilzentren in Berlin.


Umsetzung in Niedersachsen

In Niedersachsen wird das Konzept der Mehrgenerationenhäuser seit Oktober 2003 umgesetzt. Hierbei ging und geht es um die bedarfsgerechte Förderung von Tagestreffpunkten für Jung und Alt mit dem Ziel, neue Nachbarschaften aufzubauen. Hierzu sollen die bereits vorhandenen Angebote für die verschiedenen Generationen verknüpft werden. Der Ansatz folgt dem Prinzip „Professionelle Hilfe zur Selbsthilfe“, wobei der Schwerpunkt auf dem ehrenamtlichen Engagement sozial kompetenter Menschen liegt. Die Personalförderung beschränkt sich auf eine Teilzeitstelle mit 20 bis 30 Stunden pro Woche sowie 2 bis 3 weitere Personen in geringfügiger Beschäftigung. Offene Begegnungsmöglichkeiten beispielsweise in Cafes, Kinderbetreuung und Altenservice sind die zentralen Bestandteile des Konzepts in Niedersachsen.


Nachbarschaftshäuser in Berlin

Das Konzept der Mehrgenerationenhäuser will explizit an bestehenden Strukturen der Kinderbetreuung, Familienunterstützung und Altenhilfe anknüpfen. Im Kontext der gemeinschaftsbezogenen Sozialen Arbeit gibt es insbesondere in der Bundeshauptstadt Berlin langjährige Erfahrungen durch sogenannte Stadtteil- bzw. Kiezzentren. Das älteste noch bestehende Nachbarschaftsheim (NBH Mittelhof) wurde 1947 gegründet. Bezüglich ihrer Ausrichtung, Arbeitsschwerpunkte und Trägerschaft unterscheiden sich die verschiedenen Zentren deutlich voneinander. Was sie verbindet, ist ein multifunktionaler Ansatz unter Einbeziehung der sie umgebenden Sozialräume. Dieser Trend in der Sozialen Arbeit in Richtung der Umprofilierung von spezialisierten Einrichtungen der Jugend-, Sozial- und Familienarbeit zu multifunktionalen nachbarschaftsbezogenen Zentren hängt zum einem mit fachlichen Entwicklungen in Richtung einer stärkeren Einbeziehung des sozialen Umfelds in die Soziale Arbeit, aber auch mit geringeren finanziellen Mitteln zusammen.

Eine Untersuchung zur Nutzung der Nachbarschaftszentren und zu den dort Beschäftigten und ehrenamtlich Tätigen kommt zu dem Ergebnis, dass auf allen Ebenen Frauen zu ca. 70% vertreten sind. Nach Einschätzung des Verbandes für sozial-kulturelle Arbeit ist diese Geschlechterdifferenzierung im Wesentlichen auf zwei Ursachen zurückführbar. Die Zentren werden zum einen überwiegend von Frauen mit kleinen Kindern genutzt, zum anderen gibt es eine größere Zurückhaltung männlicher Senioren, sich in unbekannte Gemeinschaften zu begeben. Hier ist zu überlegen, wie Männer angesprochen werden können und wie gegebenenfalls Angebote verändert werden müssen, damit sich diese Unterschiede verringern. Nicht nur ältere Frauen, sondern auch ältere Männer sind auf soziale Kontakte angewiesen, um ihr Leben (besser) meistern zu können.

Die Strategie Gender Mainstreaming kann dazu beitragen, eine gendersensible Profilierung von Mehrgenerationenhäusern zu erreichen, die neben der expliziten Geschlechterdimension auch Alter, Behinderung sowie weitere soziale Merkmale wie beispielsweise auch ethnische Unterschiede berücksichtigt. Dabei kann an positiven Erfahrungen in bestehenden Nachbarschaftszentren angeknüpft werden, die auf Grund ihrer Entstehungsbedingungen bereits eine Vielzahl von Praxiserfahrungen mit den verschiedenen Zielgruppen zur Verfügung stellen können. Vor dem Hintergrund des Selbstverständnisses der Zentren als offene Räume bieten sich für die Umsetzung von GM gute Anknüpfungsmöglichkeiten. Nachbarschaftszentren oder Mehrgenerationenhäuser können nur dann dem eigenen Anspruch gerecht werden, wenn auch alle potenziellen Personengruppen in der Nachbarschaft von der Mutter oder dem Vater mit Kind bis zu Migrantinnen und Migranten sowie Seniorinnen und Senioren tatsächlich angesprochen werden. Hier hilft GM, das Angebot mit Hilfe von Gender-Analysen zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern, wenn das bestehende Profil bestimmte Personengruppen nicht anspricht bzw. ausschließt.

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Literatur/Links

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 23.04.2010 08:00