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Family Mainstreaming

Gender Mainstreaming und Family Mainstreaming

Parallel zum Begriff Gender Mainstreaming (GM) gibt es auch vereinzelte Stimmen, die ein 'Family Mainstreaming' fordern. Gemeinsam ist beiden der Gedanke, ein Thema stärker in Prozesse und Hauptaktivitäten zu integrieren. Für 'Family Mainstreaming' hieße das demnach, dass Familie als Kriterium für gute Arbeit von Politik und Verwaltung stärker in den Mittelpunkt rückt.

Konkretisierungen zum Begriff und zum Ziel von Family Mainstreaming haben bisher das United Nations Department of Economic and Social Affairs und das Europäische Parlament entwickelt.

Das United Nations Department of Economic and Social Affairs fasst unter dem Begriff die Prozesse:

  • Folgenabschätzung von Programmen, Gesetzen u.a. hinsichtlich der Auswirkungen auf Familie

  • Integration einer auf Familienangelegenheiten ausgerichteten Perspektive in alle Politikbereiche

  • Bestärkung familienzentrierter Politikmaßnahmen

Die UN betont dabei, das sowohl die Familie als Ganzes in den Blick genommen werden soll, aber auch die Auswirkungen auf individuelle Mitglieder berücksichtigt werden müssen. Die Ziele sind ähnlich wie bei GM: echte Wahlfreiheit, gleiche Teilhabe, keine Diskriminierung. Familie wird hier als primärer Zugang zu den einzelnen Mitgliedern einer Familie gesehen. So ist beispielsweise die Unterstützung von HIV-positiven oder an AIDS erkrankten Kindern nicht erfolgreich, wenn nicht auch der familiäre Kontext mit Berücksichtigung findet. Ebenso können neu entstehende Themen wie z.B. Vaterschaft in eine Familienperspektive integriert werden.

Zentral für den Anspruch der UN ist es, das es nicht darum geht, die 'Familie zu stärken', sondern die 'Funktionen von Familie' zu stärken. Zu den Funktionen, die von Familienmitgliedern übernommen werden, zählt die UN Betreuung und Fürsorge, Unterstützung und Rückhalt, sowie Zugehörigkeit (im Original: caring, support, affiliation). 'Family Mainstreaming' hieße also, diese Funktionen staatlich zu unterstützen.

Damit soll vermieden werden, eine einheitliche Definition vorzugeben, wie Familie auszusehen hat. Die Funktion von Familie wird damit gesehen als Ort, wo Personen füreinander Verantwortung übernehmen. Familie ist hier also eher mit Begriffen wie Identität, Verantwortung und Zugehörigkeit gefasst, denn als eine ehezentrierte Institution.

Das Europäische Parlament hat in seiner Entschließung 'Vereinbarkeit von Berufs- Familien- und Privatleben (2003/2129(INI)) den Begriff des 'Family Mainstreaming' aufgegriffen, und eine deutlich engere Definition als die UN entwickelt. 'Family Mainstreaming' bedeutet demnach, eine Folgenabschätzung der originären Familienpolitik zu machen und begleitend bei sozialpolitischen Maßnahmen die Auswirkungen auf Familie zu analysieren. Zu überprüfen wäre also, welche Auswirkungen für verschiedene Familienformen und Familienmitglieder durch Familienpolitik zu erwarten sind. Laut Europäischem Parlament soll sie die gleichberechtigte Teilhabe aller Familienmitglieder an der Familie und den damit verbundenen Aufgaben und Arbeiten ermöglichen. Ebenso sollen verschiedene Wege für mehr Wahlfreiheit hinsichtlich Vereinbarkeitsfragen eröffnet und insbesondere in der Steuerpolitik Diskriminierungen vermieden werden. Hier zeigen sich Schnittmengen von 'Family Mainstreaming' und GM, denn gleichberechtigte Teilhabe, echte Wahlfreiheit und keine Diskriminierung sind die mit GM verfolgten Gleichstellungsziele.

Gender Mainstreaming geht somit aber auch über 'Family Mainstreaming' hinaus, denn GM verfolgt die Gleichstellung von Frauen und von Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen, begrenzt sich somit also nicht auf Familienpolitik.

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 23.04.2010 08:01