Queer

Der englische Begriff queer bedeutet so viel wie merkwürdig oder schräg. 

Lange Zeit wurde queer zur Abwertung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen gebraucht. Seit Ende der 1980er Jahre eignen sich sexualpolitische Bewegungen queer in provokanter Weise an; teils als Selbstbezeichnung, teils um Politiken zu entwickeln, die sich nicht mit einer Anerkennung als Minderheit zufrieden geben, sondern um die gegebenen Vorstellungen darüber, was als normal gilt, zu problematisieren und zu verändern.

In diesem Sinne formuliert queer eine Kritik an jeglichen Konstruktionen von Identität, die Auschlüsse, Normierungen oder Hierarchien rechtfertigen, in dem sie auf vermeintliche Naturgegebenheiten, Gott oder Wissenschaft verweisen. Insbesondere gilt diese Kritik der Norm der Heterosexualität und, damit verbunden, einer rigiden Vorstellung von Zweigeschlechtlichkeit. Dabei wird gefragt, wie durch diese Normen festgelegt wird, welche Körper und welche Subjektivitäten sozial anerkannt und welche verachtet oder entwertet werden. Dieses Hinterfragen macht den Blik dafür frei, wie die Norm der Heterosexualität und eine Zwei-Geschlechter-Odnung (heteronotmative Vorannahmen) die Gesellschaft in ihrem Selbstverständnis und ihren Organisationsformen bestimmen.

Heteronormative Vorannahmen bestimmen so nicht nur unser Verständnis von Geschlecht, Sexualität und Begehren, sondern ebenso die Wahrnehmung eines Körpers als gesund, leistungsstark und schön. Daher sind sie nicht von ihrem Kontext der Kolonialgeschichte, des Kapitalismus und den Rassismen der Moderne zu trennen.

erstellt von Petra Rost zuletzt verändert: 09.05.2012 09:54