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Gender-Index misst Gleichstellung in den Regionen

Gender-Index vorgestellt - erstes bundesweites Messinstrument zum regionalen Vergleich der Gleichstellung von Frauen und Männern

Informationen zum Stand der Gleichstellung in den verschiedenen Regionen Deutschlands, nutzungsfreundlich zugänglich im Internet – dieses Ziel verfolgt der Gender-Index, der vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und der Hans-Böckler-Stiftung entwickelt wurde. Am 3.11.2008 wurde der Gender-Index in der Schwedischen Botschaft in Berlin vorgestellt und freigeschaltet.

Der Gender-Index orientiert sich an den Erfahrungen des schwedischen JämIndex und stellt eine für Deutschland neue und einzigartige regional differenzierte Datenquelle zur Gleichstellung von Frauen und Männern.
19 Indikatoren messen für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt den Stand der Gleichstellung in den zentralen Bereichen Ausbildung, Erwerbsleben und politische Partizipation. Der durchschnittliche Unterschied zwischen den Daten für Männer und Frauen in den einzelnen Indikatoren bildet dann den Gender-Index. Zudem werden die einzelnen Werte auch in Landkarten graphisch dargestellt: Je dunkler ein Stadt- oder Landkreis eingefärbt ist, desto größer ist die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern. Als Ergänzung zum eigentlichen Gender-Index sind regionale Hintergrundinformationen in Karten und Tabellen zu finden. Sie informieren beispielsweise über die Altersstruktur der Bevölkerung nach Geschlecht oder über die Infrastruktur für die Betreuung von Kleinkindern und Pflegebedürftigen.

Die schwedische Botschafterin Ruth Jacobi verwies bei der Präsentation darauf, dass in Schweden die Debatte um genderdifferenzierten Daten vor 15 Jahren geführt worden wäre – dies sei nicht leicht gewesen, aber der JämIndex habe sich als sehr nützlich herausgestellt und werde nun weithin akzeptiert. Sie hoffe, dass in Deutschland nun der Gender-Index genauso hilfreich sei.

Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, unterstrich die Bedeutung von Wissen für Veränderungsprozesse und speziell Gender Mainstreaming. So sei in den 90er Jahren in der gewerkschaftlichen Regional- und Strukturpolitik der Mangel an entsprechenden Daten aufgefallen. Mit Daten wie dem Gender-Index könne nun jenseits von „gefühlter Ungerechtigkeit” belegt werden, dass und wo sich etwas verändern muss.

Karin Roth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und Schirmherrin der Veranstaltung rief dazu auf, den Gender-Index auch in die Regionen selber zu tragen. Zudem seien die Ergebnisse äußerst hilfreich für den Gender Mainstreaming-Prozess im Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt".

Hans-Peter Gatzweiler, Leiter der Abteilung Raumordnung und Städtebau, verwies auf das Wissen aus der laufenden Raumbeobachtung sowie die Vorstudien, auf deren Grundlage das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung den Gender-Index entwickelt habe, besonders auf den Bericht „Frauen – Männer – Räume - Geschlechterunterschiede in den regionalen Lebensverhältnissen”.

Katrin Meyer und Antonia Milbert, die Autorinnen dieses Berichts sowie Entwicklerinnen des Gender-Index, stellten den Index, die darin eingehenden einzelnen Indikatoren vor, sowie die Möglichkeiten des Informationsportals dar.
Das Kernstück bildet eine interaktive Karte, über die sich durch wenige Klicks für jeden Kreis der Stand der Gleichstellung ermitteln lässt. Für jeden Kreis ist ein Profil erhältlich, dass in Grafik- und Tabellenform die Werte der Einzelindikatoren aufführt. Für alle 19 Einzelindikatoren sind auch bundesweite Karten erhältlich. Zudem können die Werte für andere räumliche Ebenen wie Bundesländer verglichen werden.
Weitere Regionalinformationen [http://www.gender-index.de/weiterfuehrende-regionalinformationen.html] über Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur sowie über die Infrastruktur zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf runden das Angebot ab. Methodische Entscheidungen und Informationen zur Berechnung des Index können transparent nachgelesen werden.
Meyer und Milbert nannten die Profile als das eigentliche handlungsleitende Moment für die Regionen: sie machen die Komplexität von Gleichstellung in den jeweiligen regionalen Lebensverhältnissen sichtbar und weisen auf die drängendsten Handlungsbedarfe. Ein „Ranking” zwischen den Regionen ist ebenfalls möglich, steht jedoch nicht im primären Fokus. Um regionale Kontexte zu berücksichtigen, werden Rankings innerhalb von vergleichbaren Gruppen von Kreisen durchgeführt.
Zwei generelle Tendenzen zeichnen sich ab: Zum einen sind in ostdeutschen Regionen Frauen und Männer im Durchschnitt stärker gleichgestellt. Zum anderen ist die Gleichstellung in den westdeutschen Großstädten höher als im übrigen Gebiet Westdeutschlands.

Der Gender-Index wird jährlich aktualisiert werden, zum ersten Mal im Spätsommer/ Herbst 2009. Dann werden auch die jeweiligen Veränderungen ausgewertet.

SeSch

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erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:06