Degrees of African Feminist Theory: Case Studies in Tanzanian Women's Practices
Gender Lecture mit Sonja Darlington:
Am 25.05.2004 fand die 4. Gender Lecture mit Sonja Darlington statt. Sie sprach zu "Degrees of African Feminist Theory: Case Studies in Tanzanian Women's Practices".
Tansania ist eine multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft, die in weiten Teilen konservativ-patriachal geprägt ist. Kritische Fragen zu Geschlechterungleichheiten werden nur selten gestellt; erst langsam beginnt dort eine öffentliche Debatte zu Gender-Themen.
Auf der Basis eigener Studien beschrieb Professor Sonja Darlington die
außergewöhnlich komplexen Lebenssituationen berufstätiger
Frauen in Tansania zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Neben den beruflichen
Anforderungen existieren private sowie familiäre Verpflichtungen ebenso
wie Ansprüche und Belastungen durch das unmittelbare soziale Umfeld. So
üben Frauen aus ökonomischen Notwendigkeiten heraus zusätzlich
zu ihrer eigentlichen Arbeit eine weitere Tätigkeit aus. Sie sind nicht
nur für die Versorgung und Erziehung eigener Kinder verantwortlich,
sondern haben darüber hinaus nicht selten ältere und
pflegebedürftige Verwandte zu betreuen. Hinzu kommen soziale Arbeiten
wie die Unterrichtung von Kindern in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Aufgrund zahlreicher Interviews und teilnehmender Beobachtung entwarf Sonja
Darlington mittels einer Vielzahl von Beispielen ein sehr lebendiges Bild der
tansanischen Gesellschaft für das Auditorium. Darlington fokussierte ihre
Beschreibungen darüber hinaus auf Aspekte von geschlechtsspezifischer
Diskriminierung, sexueller Gewalt und Gender. So beschrieb sie sehr
eindringlich die Situation von weiblichen Studierenden an den Universitäten,
deren Alltag von sexueller Nötigung durch männliche Professoren geprägt ist
- sexueller Missbrauch bzw. Nötigung von Frauen steht in Tansania
gesetzlich nicht unter Strafe. Insgesamt sind diese Delikte weit verbreitet
und es existieren kaum rechtliche Rahmenbedingungen, die Frauen einen
gewissen Schutz gegen Übergriffe von Männern bieten. Der "Marriage Act" von
1971 beispielsweise enthält eine Erklärung gegen innereheliche Gewalt,
stellt sie aber nicht unter Strafe und verbietet sie nicht. Trotz einer
gesetzliche Regelung von 1996, die es schwangeren Schülerinnen erlaubt,
ihre schulische Ausbildung fortzusetzen, wird dieses Gesetz in der Praxis
nicht umgesetzt.
Die patriarchalen Grundstrukturen führen zu einer sehr viel geringeren
Mädchenquote in Schulen und je höher die Qualifizierung, um so niedriger liegt
ihr Anteil. Zwar nimmt die Zahl berufstätiger Frauen in den letzten Jahren
kontinuierlich zu, jedoch zeigt sich auf dem Arbeitsmarkt eine sehr eindeutige
horizontale und vertikale Segregation. Typische Berufe für Frauen sind, neben
der Feldarbeit vor allem Grundschullehrerin, Krankenschwester und Sekretärin
sowohl hinaus auch zu einer Teilung der Arbeit entlang von Geschlechterlinien
und sie plazieren Frauen überwiegend in nachrangigen beruflichen Stellungen.
Zur Vortragenden:
Sonja Darlington, Ph.D., Associate Professor, Director of Secondary Education, Beloit College (Wisconsin, USA), Dept. of Education hat an verschiedenen afrikanischen Universitäten unterrichtet, so beispielsweise an der University of Cape Town, der Western Cape University of Nairobi, der University of Alexandria, Egypt, und der University of Dar es Salaam.