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"Feminist Economics in Europe"

Gender Lecture mit Prof. Dr. Edith Kuiper:

Im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe "Gender Lectures" wird Wissen aus der Gender-Forschung in die Öffentlichkeit getragen. In der Veranstaltung am 24.11.2003 um 18 Uhr zu „Feminist Economics in Europe“ gab Prof. Dr. Edith Kuiper (Marie-Jahoda-Gastprofessorin für Internationale Frauenforschung an der Universität Bochum) einen Überblick über Ansätze feministischer Ökonomie.


Schon Ende des 18. Jahrhunderts begannen Feministinnen, Kritik an ökonomischer Praxis zu üben. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden das Arbeitsleben von Frauen, das Konzept unbezahlter Arbeit sowie die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern thematisiert. Systematische Ansätze feministischer Ökonomie entwickeln sich dann in den 1970/80er Jahren.

Der zentrale Gedanke ist die Einbeziehung von "Gender" als Analysekategorie in Wirtschafts- bzw. Wirtschaftlichkeitskonzepte. Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass Geschlecht und Wirtschaft sozial konstruiert sind und in Beziehung miteinander stehen. Wer das übersieht, kann bestimmte Aspekte des Wirtschaftslebens nicht verstehen. Insbesondere neoklassische Wirtschaftstheorien, die diese Konstruktion nicht berücksichtigen, können die ökonomischen Positionierungen von Frauen nicht ausreichend erklären. Sie lassen sich durch feministische Wirtschaftstheorieansätze ausdifferenzieren, erweitern und hinterfragen.

Themen sind z.B.

  • unbezahlte Arbeit als marktrelevante Größe, deren Einberechnung differenziertere Marktbeschreibungen, -erklärungen und -vorhersagen ermöglicht,
  • die Problematik von "Haushalt" oder "Familie" als kleinste ökonomische Analyseeinheiten, da gerade die Abhängigkeits- und Machtverhältnisse als Transaktionen innerhalb dieser Einheiten für optimale wirtschaftliche Ressourcenallokation höchst relevant sind.

Prof. Kuiper verdeutlichte am Beispiel der ökonomischen Folgen der Möglichkeit von Ehescheidungen, dass die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die im Regelfall ökonomische Abhängigkeiten begünstigt, nicht als wirtschaftlich effektiver oder "rationaler" Zustand erklärt werden kann.

Es gilt, die im Hinblick auf „gender“ eher "autistische Ökonomie" in eine realitätsgerechtere Wirtschaftstheorie zu transformieren. Dazu bedarf es nicht nur der Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsdisziplinen mit der Wirtschaftslehre, wie z.B. Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie oder übergreifend der Gender Studies. Es bedarf auch der Vernetzung mit interessierten politischen und sozialen Akteuren und der Zusammenarbeit mit denen, die sich mit Gender Mainstreaming und Gender Budgeting beschäftigen. Derartige Diskurse und Diskussionen werden u.a. in der International Association for Feminist Economics (IAFFE) sowie in der IAFFE Europe geführt. Wie könnten feministische Ökonomieansätze auf europäischer Ebene aussehen? Die nächste internationale Konferenz hierzu findet im Januar 2005 in Budapest statt.


Zur Vortragenden:

Prof. Dr. Edith Kuiper lehrt am Department of Economics & Econometrics an der Universiteit van Amsterdam. Ihr Interesse gilt besonders der Geschichte und Philosophie von Ökonomieansätzen. Sie war Gründerin und Präsidentin des Dutch Network for Feminist Economics (FENN http://www.fen-netherlands.nl/ned/literatuur/referentielijst.php ) und sie ist Koordinatorin des European Chapter of the International Association for Feminist Economics (IAFFE-Europe http://www1.fee.uva.nl/iaffe-europe ; IAFFE http://www.iaffe.org )


Publikationen:

  • Out of the Margin. Feminist perspectives on economics (Routledge 1995) (mit Jolande Sap, Susan Feiner, Notburga Ott and Zafiris Tzannatos (eds)
  • Toward a Feminist Philosophy of Economics (Routledge, 2003) (mit Drucilla K. Barker, eds)
  • A Feminist Economic Perspective on Gender and The World Bank (Routledge, mit Drucilla K. Barker (eds) erscheint 2004).
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 05.08.2010 13:54