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Vereinbarkeit

Vereinbarkeit


Die Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie work-life-balance werden nur zögerlich als aktive Aufgabe von Seiten des Personalmanagements aufgegriffen. Außerbetriebliche Belange werden im klassischen Personalwesen weitgehend ausgeblendet insbesondere wenn eine an der männlichen Norm orientierte Unternehmenskultur dominiert. Hier wird in der Regel davon ausgegangen, dass der oder die Beschäftigte in vollem Umfang zur Verfügung steht und alle versorgenden oder betreuenden Tätigkeiten extern (sei es durch private Dienstleistungen oder durch eine weitere Person im Hintergrund) gewährleistet sind. Folglich sind viele Arbeitsplätze (nicht nur im Führungsbereich) zunehmend als „1,5-Personen-Tätigkeit“ konzipiert.

Für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit familiären Verpflichtungen ergibt sich daraus ein Vereinbarkeitsproblem, zumal in vielen Regionen Westdeutschlands keine adäquate an den betrieblichen Arbeitszeiten orientierte Kinderbetreuung existiert. Der bzw. vor allem die Einzelne sieht sich vor die Entscheidung gestellt: Beruf und Karriere oder Familie und Kinder – Individuelle Wahlmöglichkeiten fallen hier weitestgehend unter den Tisch. Dieser Prozess wird durch Geschlechterstereotype in der Gesellschaft und durch ein einseitiges an männlichen Karriereverläufen orientiertes Unternehmensleitbild verstärkt.

Eine auch an externen Bedürfnissen orientierte Personalentwicklung kann dazu beitragen, die Attraktivität eines Unternehmens oder einer Organisation für hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen. Den einzelnen Personen werden tatsächliche Entscheidungsmöglichkeiten eröffnet und individuelle Karrierewege ermöglicht. Die Bindung an das Unternehmen, die Arbeitsmotivation sowie die Attraktivität für qualifizierten Nachwuchs werden so deutlich erhöht. Wie Umfragen bestätigen (z.B. Shell Jugendstudie 2002), wünschen sich die meisten jungen Menschen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren von einer vereinbarkeitsorientierten Personalpolitik, auch Organisationen und Unternehmen können ihre Performanz verbessern und ihre Kosten reduzieren. Ein möglicher Vorteil liegt darin, dass die Personalfluktuation gering bleibt und zentrales Wissen der Organisation auch nach Familienzeiten zur Verfügung steht. Kosten für Personalrekrutierung und Einarbeitung können so gering gehalten werden, was insbesondere für KMU von großer Bedeutung ist. Hierzu bietet das Internetportal "Mittelstand und Familie" Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen an. Generell zahlen sich Investitionen in Ausbildung und Weiterbildung stärker aus, wenn Beschäftigte langfristig gebunden werden. Zudem kommen die Unternehmen und Organisationen in den Genuss von Erfahrungen und Kompetenzen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während sogenannter Familienzeiten erwerben.

Als geeignete Maßnahmen bietet sich unter anderem an:
  • Veränderung der Arbeitsorganisation z.B. Einführung oder Ausbau von Telearbeit; verstärkte Nutzung von Teilzeitarbeit (auch für Männer und bei den Führungskräften); Freistellungsmöglichkeiten
  • Finanzielle Unterstützungen wie Einmalzahlungen nach der Geburt oder Kinderzulagen
  • Betreuung von Personen (meist Frauen), die sich in Elternzeit befinden – regelmäßige Informationen über betriebliche Entwicklungen und Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen
  • Unterstützung bei der Kinderbetreuung – das Spektrum reicht hier von Betriebskindergärten bis hin zu Belegplätzen und kurzfristigen Betreuungsmöglichkeiten im Haus
  • Modernisierung des Unternehmensleitbildes und aktive Veränderung der Unternehmenskultur – eine einseitig an Karriere orientierte Belegschaft ist für einen dauerhaften Erfolg weniger geeignet, weil zentrale Werte drohen, verloren zu gehen
  • Kompetenzentwicklung bei Führungskräften – nur wenn die Führung den Prozess aktiv unterstützt, hat die vereinbarkeitsorientierte Ausrichtung Aussicht auf Erfolg

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass Unternehmen, die ihre Personalentwicklung auch an externen Anforderungen orientieren, innovationsfreudiger sind und auf Veränderungen in ihrem Umfeld schneller und effektiver reagieren können. Die Belegschaften sind heterogener zusammengesetzt und das Unternehmen muss für die wechselnden Anforderungen an seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen immer wieder kreative Lösungen entwickeln. Nicht zu letzt sind Personen, die tatsächliche Wahlmöglichkeiten haben, motivierter und identifizieren sich stärker mit ihren Aufgaben. Mittelfristig werden sich dadurch die Chancen auf einen nachhaltigen Unternehmens- bzw. Organisationserfolg deutlich erhöhen.

Literatur und Links


erstellt von Administrator zuletzt verändert: 02.01.2010 20:05