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Stereotype als Diskriminierungsgrund

Fehlende Gleichstellung hängt auch mit der Wirksamkeit von Stereotypen zusammen, lässt sich jedoch nicht allein auf implizite Vorstellungen, auf die sich Menschen beziehen, reduzieren. Denn für den Fortbestand von Diskriminierung sind mehrdimensionale Gründe anzuführen. So sind in Deutschland z.B. die Mittelvergabe, die Rechtsetzung oder die Personalauswahl noch nicht systematisch gleichstellungsorientiert und damit auch nicht diskriminierungsfrei gestaltet. Desgleichen sind einige Bausteine der Diskriminierung aufgrund Geschlecht in Deutschland bislang nicht beseitigt – paradigmatisch bleibt hier das steuerliche Privileg für die patriarchale Ehe im „Ehegattensplitting“, von dem relativ wenige profitieren, das aber ein Festhalten an traditionellen Geschlechterarrangements indiziert, die in der Regel auf Kosten von Frauen gehen.

Im Umgang mit Geschlechtsstereotypen zeigt sich in den letzten Jahren ein Wandel: Wurden sie früher offen ausgesprochen, werden sie heute zunehmend aus der öffentlichen Auseinandersetzung verdrängt und treten eher implizit auf. Z.B. unterschiedliche Leistungszuschreibungen nur am Geschlecht festzumachen gilt heute in vielen Bereichen nicht mehr als akzeptabel. Frauen werden bei offenen Befragungen sogar positiver im Hinblick auf ihre Führungsqualitäten eingeschätzt („Women-are-wonderful-Effekt“). Durch solche „positiven Diskriminierungen“ werden jedoch Geschlechtsstereotype nicht abgebaut, sondern verfestigt.

Der Term „Gender“ bringt zum Ausdruck, dass es nicht „die Männer“ und „die Frauen“ als einheitliche Gruppen gibt. Die Lebenslagen beispielsweise von Männern, die in prekären Arbeitsverhältnissen leben oder gut situiert sind, die mit oder ohne Behinderungen leben, die eine Familie haben oder alleinstehend sind, unterscheiden sich stark. Gender spielt bei der Darstellung von Körpern also immer eine Rolle – die Funktionsweise geschlechtlicher Stereotype variiert jedoch je nach dem Zusammenspiel von Gender mit anderen Kategorisierungen. Weil Ausgrenzungen für verschiedene Frauen oder Männer durch ganz unterschiedliche Mechanismen funktionieren, lassen sich Diskriminierungen auch nicht einfach addieren. Gender kann also nur kontextspezifisch erfasst werden.

Smy
erstellt von Administrator zuletzt verändert: 08.05.2012 19:56